Gut drei Wochen vor dem Deutschland-Besuch des Papstes dämpft der Sekretär der Deutschen
Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, die Erwartungen an Fortschritte in der
Ökumene. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ sagte der Jesuit, schon Benedikts
geplanter Besuch des Erfurter Augustinerklosters, in dem Martin Luther als Mönch lebte,
sei „etwas Außerordentliches, ja Ungeheuerliches – ein ganz großes Ding“. Auf diesen
Besuch hin aber schössen nun „Hoffnungen ins Kraut, der Papst könnte den Evangelischen
nun einen neuen Status verleihen oder er könnte, salopp formuliert, erklären: ‚Gut,
jetzt machen wir das mit den Regeln zum Abendmahl mal ganz anders’.“ Das funktioniere
so nicht, sagte Langendörfer. Es gebe offene Fragen „und keine Spielräume für rasche,
publikumswirksame Entscheidungen“. Die Katholiken hofften, „dass der Besuch im Anschluss
von der Öffentlichkeit nicht als banal eingeschätzt wird, sondern als ein für alle
und auch den Katholizismus beachtlicher Schritt“.
Er könne sich vorstellen,
dass Papst Benedikt in Erfurt darauf hinaus wolle, die evangelische Kirche nicht vor
allem als spalterisch zu sehen, so Langendörfer. Und wörtlich: „Die Reformation war
nicht nur die Geburt des Protestantismus, sondern auch eine für die Katholische Kirche
wichtige Zäsur. Im Hinblick auf das Reformations-Jubiläum 2017 wäre eine solche Gesamt-Wahrnehmung
der Christentums-Geschichte sehr befruchtend.“ Den angekündigten Demonstrationen rund
um den Papst-Besuch sieht Langendörfer gelassen entgegen. Die freie Meinungsäußerung
sei auch der Kirche ein Anliegen. Allerdings erwarte er, „dass man mit dem Oberhaupt
der Katholischen Kirche, einer religiösen Persönlichkeit von Weltrang, anständig und
respektvoll umgeht.“