Die Waffenruhe im
Nahen Osten hält nicht: Nachdem aus dem Gazastreifen Raketen abgefeuert worden waren,
schlug Israel zurück. Ein islamistischer Palästinenser wurde dabei getötet. Die derzeitige
Auseinandersetzung habe viel mit den Umbrüchen im arabischen und nordafrikanischen
Raum zu tun. Die Menschen im Heiligen Land seien nämlich sehr besorgt über die Unstabilität
und der unsicheren Zukunft. Das sagt gegenüber Radio Vatikan der Kustos des Heiligen
Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa. Er nimmt derzeit an dem Meeting
der Bewegung „Comunione e Liberazione“ in Rimini teil.
„Als die ersten Umbrüche
in Nordafrika zum Vorschein kamen, hatten auch im Heiligen Land viele die Hoffnung,
dass der ganze Nahe Osten endlich demokratischer und vor allem friedlicher wird. Doch
jetzt herrscht die Angst vor der Zukunft. Gerade Ägypten wird als Negativ-Beispiel
angesehen. Dort gab es zuerst viel Enthusiasmus für den politischen Umbruch. Doch
die Situation sieht heute ernüchternd aus. Deshalb reagieren nun einige im Heiligen
Land auf diese Weise, nämlich mit Gewalt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sie Angst
haben.“
Gerade die Christen im Heiligen Land fürchten sich vor der Zukunft.
Mit Mühe und Not haben sie in all den Jahren in den mehrheitlich muslimischen Ländern
gelebt. Was, wenn nun islamistische Gruppen an die Macht kommen?
„Es ist
immer schwierig darüber zu sprechen. Das gilt insbesondere für uns Christen, die im
Nahen Osten und insbesondere im Heiligen Land leben. Man benützt uns als Mittel um
der internationalen Gemeinschaft angeblich zu beweisen, dass man friedlich zusammenleben
kann. Das ist nämlich das, was radikalmuslimische Gruppen immer wieder behaupten.
Denn damit wollen sie einfach unterstreichen, dass wir anders sind als unsere muslimischen
Mitbürger. Wenn wir Christen sagen, dass wir zusammenarbeiten, dann gelten wir als
Optimisten und werden nicht ernst genommen.“
Nach einem Anschlag auf der
Sinai-Halbinsel war die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern nach Monaten
relativer Ruhe wieder eskaliert. Am Montag einigten sich die israelische Regierung
und mehrere Palästinensergruppen im Gazastreifen dann auf eine Waffenruhe. Diese war
schon am Montag durch Raketenangriffe gefährdet worden. Israel hatte zunächst aber
von einer Antwort abgesehen.