Der katholische Bischof
in Tripolis, Giovanni Innocenzo Martinelli, rechnet mit einem langen Kampf zwischen
den Rebellen und den Gadaffi-Anhängern. Deshalb ruft er zu einem raschen Dialog zwischen
den verfeindeten Gruppen auf. In Libyen herrscht derzeit Chaos. Wie sich die Lage
weiter entwickelt, sei nicht abzusehen, berichten Augenzeugen der katholischen Nachrichtenagentur
Fides an diesem Dienstag. Die Rebellen hatten am Montag die Einnahme der Hauptstadt
Tripolis verkündet. Doch Machthaber Muammar al Gaddafi gibt nicht auf. Viele fürchten,
dass Libyen zu einem zweiten Somalia wird. Schon jetzt gebe es kaum noch eine staatliche
Autorität. Die Rebellen haben ihren Sieg voreilig ausgerufen, sagt Ulrich Delius von
der Gesellschaft für bedrohte Völker, dem Kölner Domradio.
„Weil Tripolis
nicht alles ist. Es gibt noch weitere wichtige Städte wie Brega, wo die Truppen von
Gaddafi noch regieren. Man kann aber sagen, dass Gaddafi unter Druck geraten ist,
und wahrscheinlich ist das Regime bald nicht mehr an der Macht.“
Niemand
wisse derzeit, wo Muammar Gaddafi sich überhaupt aufhält.
„Die Rebellen
möchten ihn lebend finden und vor Gericht stellen. Aber Gaddafi hat in den letzten
42 Jahren so viel Unmenschliches begangen, dass es wahrlich schwierig erscheint, ihn
lebend fangen zu können.“
Aus der Hauptstadt Tripolis berichten die Agenturen,
darunter der vatikanische Fides-Dienst, von heftigen Kämpfen rund um den Palast Gadaffis
und einem Klima kompletter Angst. Niemand wage sich auf die Straße, da dort jeder
zur lebenden Zielscheibe wird. Im Franziskanerkloster in Tripolis haben sich nach
Angaben von fides die Mönche verbarrikadiert, es gebe keinen Kontakt, die Telefonleitungen
in der Stadt seien zusammengebrochen. Gebessert hat sich dagegen die Lage der katholischen
Gemeinde in Benghazi. Sie komme ihren seelsorgerlichen Aufgaben ohne Schwierigkeiten
nach, schreibt fides. Mit den Autoritäten der Übergangsregierung habe es nur zu Beginn
Schwierigkeiten gegeben, jetzt sei die Lage ruhig.