WJT: "Der Herr schenke Euch mit dem Regen viel Segen"
Über eine Millionen
Menschen kamen am Samstagabend zur Gebetswache mit Papst Benedikt auf den Madrider
Flughafen Cuatro Vientos. Die Vigil war einer der geplanten Höhepunkte des Weltjugendtages,
verlief aber etwas anders als vorgesehen.
Schon ab dem Nachmittag hatten sich
Hunderttausende bei extrem hohen Temperaturen auf dem Flughafen versammelt, um dort
mit Papst Benedikt eine Gebetsvigil zu feiern. Und auch über die Nacht wollten viele
der jugendlichen Teilnehmer dort bleiben, um in einer ganzen Reihe extra auf dem Gelände
errichteter Kapellen weiterzubeten. 38 Grad zeigte das Thermometer. Nicht wenige Jugendliche
hatten deshalb Probleme mit ihrem Kreislauf.
Um 21 Uhr, etwas verspätet, traf
Papst Benedikt auf dem Flughafenareal ein. Für die Messe war eine mit weißem Stoff
überzogene Bühne gebaut worden, über der gold-gelb leuchtend eine Art Baldachin angebracht
war. Die Stimmung war ausgezeichnet, als Benedikt auf seinem Thron Platz nahm und
die Weltjugendtagshymne erklang.
Jugendliche trugen das von Johannes Paul
II. gestiftete Weltjugendtagskreuz zum Altar und stellten es dort auf. Das Kreuz war
zuvor in vielen spanischen Städten zu sehen. Auch auf Deutsch begrüßte der Papst die
Teilnehmer:
„Liebe junge Christen deutscher Sprache. Tief in unserem Herzen
sehnen wir uns nach dem Großen und Schönen im Leben. Lasst eure Wünsche und Sehnsüchte
nicht ins Leere laufen, sondern macht sie fest in Jesus Christus. Er selber ist der
Grund und der sichere Bezugspunkt für ein erfülltes Leben.“
Junge Menschen
wandten sich zu Beginn der Feier mit ihren ganz persönlichen Fragen an den Papst.
So auch Kathleen, eine junge Deutsche aus Berlin, die sich als Nicht-Christin bezeichnete:
„Obwohl
ich nicht getauft bin, praktiziere ich ein wenig. Mich fasziniert die Person Jesus
Christus, weil er viel Gutes getan hat und sich aufgeopfert hat, ohne etwas dafür
zu verlangen. Aber ich weiß nicht, ob ich eine Christin sein kann. Denn obwohl ich
es versuche, fällt es mir schwer, viele Dinge zu verstehen. So zum Beispiel, warum
sich Christus ausgerechnet für mich interessieren sollte, wo es doch so viele Menschen
auf dieser Erde gibt. Ich denke auch, dass es insbesondere heutzutage schwierig ist,
Christin zu sein, weil sich die Wertvorstellungen verändert haben und von der Kirche
abheben. Ich bitte Sie, mir einen Rat zu geben, und mir zu sagen, was ich machen kann,
um meinen Weg zu finden, wo ich anfangen kann.“
Die Antwort auf ihre
Frage konnte Kathleen leider nicht hören. Zu Beginn der Predigt von Benedikt setzte
in der schwül-heißen Atmosphäre Madrids plötzlich ein starkes Unwetter ein, so dass
der Papst die Rede nach wenigen Sätzen abbrechen musste. Sein weißes Scheitelkäppchen
flog mit einem Windstoß davon, sogar das große Weltjugendtagskreuz fiel um. Im Live-Kommentar
von P. Max Cappabianca von Radio Vatikan hörte sich da so an:
„Um den Papst
hat man jetzt einen richtigen Schutzwall gebaut mit Regenschirmen, oben und unten.
Denn der Regen kommt seitlich durch den Wind. Man möchte halt verhindern, dass er
ganz nass wird. Auch die Kameras scheinen inzwischen nass zu sein, weil auf den Linsen
Regentropfen sind, die das Bild etwas undeutlich machen. Der Papst hält sich an sich
an seiner Predigt fest- meine lieben Zuhörer, es ist wirklich irgendwie natürlich
schade, dass die Vigil nicht so weiter gehen kann. Aber andererseits: Es nehmen alle
mit Humor, es nehmen alle mit Glaubensfreude.“
Damit keine Panik auf dem
Gelände ausbrach, hatte die Polizei schon zuvor mit Massen-SMS und über Twitter die
Jugendlichen aufgefordert, im Falle eines Unwetters die Zelte abzubauen und sich ansonsten
ruhig zu verhalten. Ein Beleuchtungsmast fiel um, ein Gerüst auf dem Altar musste
von der Feuerwehr provisorisch gesichert werden. Zum Glück gab es aber nur ein paar
leicht Verletzte. Der Papst verließ, nach dem er zunächst geduldig ausgeharrt hatte,
die Tribüne. Die Organisatoren machten den Teilnehmern Hoffnung, dass es dennoch bald
weiter gehen würde:
“We ask for a moment of silence. They have said, that
you were extremely warm this afternoon. And you have request for more water. Therefore
we are going to wait for a moment, counting on your prayers and see if this is to
us.”
Und die Gebete der vielen Tausend Menschen wurden tatsächlich erhört,
so dass es nach einer etwa halbstündigen Unterbrechung mit einer dann deutlich abgekürzten
Vigil mit dem Papst weitergehen konnte. Seine Predigt hielt Benedikt aber nicht mehr.
Den Weltjugendtagsteilnehmern spendete Benedikt den Segen. Trotz des Unwetters, so
Papstsprecher Federico Lombardi, sei Benedikt XVI. mit dem Verlauf der Feier zufrieden
gewesen.