Papst: "Stellt Christus ins Zentrum eueres Lebens!"
Mehr als eineinhalb
Millionen junger und weniger junger Leute – das sind die vom Vatikan bestätigten Besucherzahlen
für den großen Schlussgottesdienst zum Weltjugendtag. Papst Benedikt XVI. rief in
Madrid die jungen Gläubigen dazu auf, nicht bloß Jesus nachzufolgen, sondern auch
die Kirche zu lieben, sonntags zur Messe zu gehen und den Glauben weiterzutragen.
„Ich habe viel an euch gedacht in den Stunden, in denen wir uns nicht gesehen
haben“, begrüßte der Papst bei Sonnenschein die Jugendlichen, von denen er sich am
Abend davor auf dem Flugplatz Cuatro Vientos bei Sturm und Regen verabschiedet hatte.
„ich hoffe, ihr konntet trotz des Wetters schlafen. Sicher habt ihr heute Morgen mehr
als einmal zum Himmel geschaut, nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen,
und das wird euch erlaubt haben zu beten. Gott zieht Gutes aus allem!“
In der
Tat war die allgemeine Gemütslage auf dem Flugplatz gelöst, heiter und freudig. „Eine
schöne Begrüßung durch den Papst!“, freuten sich die Anwesenden. Junge Männer und
Frauen richteten abermals das Weltjugendtagskreuz auf, dessen Holz seit dem Gewitter
am Samstagabend die eine oder andere Schramme mehr aufweist, weil der Wind es umblies.
Die Schirme, die am Samstag versuchten dem Regen standzuhalten, taugten am Sonntag
gegen die Sonne.
In seiner Predigt schwor der Papst die Jugendlichen auf die
Tragweite des Glaubens im täglichen Leben ein. „Glauben haben heißt, dass du dich
auf den Glauben deiner Brüder stützt, und dein Glauben ist Stütze für den Glauben
der anderen“, sagte er ihnen. Über empirische und historische Daten gehe der Glauben
weit hinaus, er sei imstande, das Geheimnis der Person Christi in ihrer Tiefe zu erfassen.
Und wie vor 2000 Jahren bei den Jüngern, müsse der Glaube tiefer und reifer werden
in dem Maß, in dem die Beziehung zu Jesus stärker wird. „Stellt Christus, den Sohn
Gottes, ins Zentrum eures Lebens“, rief Benedikt den Jugendlichen zu.
„Lasst
mich aber euch auch daran erinnern, dass Jesus im Glauben nachfolgen heißt, in der
Gemeinschaft der Kirche mit ihm zu gehen. Man kann Jesus nicht allein folgen. Wer
der Versuchung nachgibt, „auf seine eigene Weise“ Jesus zu folgen oder den Glauben
entsprechend der in der Gesellschaft vorherrschenden individualistischen Auffassung
zu leben, läuft Gefahr, Jesus Christus niemals zu begegnen oder letztlich einem Zerrbild
von ihm zu folgen.“
Und mit einer Bitte fuhr der Papst fort:
„Liebt
die Kirche, die euch zum Glauben geboren hat, die euch geholfen hat, Christus besser
kennenzulernen, die euch die Schönheit seiner Liebe entdecken ließ. Für das Wachsen
eurer Freundschaft mit Christus kommt es entscheidend darauf an, dass ihr die grundlegende
Bedeutung eurer freudigen Einbindung in die Pfarreien, Gemeinden und Bewegungen ebenso
anerkennt wie die Teilnahme an der Eucharistie an jedem Sonntag, den häufigen Empfang
des Sakraments der Versöhnung, die regelmäßige Anbetung und die regelmäßige Betrachtung
des Wortes Gottes.“
Einmal gefunden, drängt der Glaube danach, sich mitzuteilen,
sagte der Papst. Und zwar sogar dort, „wo Ablehnung oder Gleichgültigkeit herrschen.“
„Es ist nicht möglich, Christus zu begegnen und ihn nicht den anderen bekannt
zu machen. Bewahrt also Christus nicht für euch selbst! Teilt eure Glaubensfreude
den anderen mit! Die Welt braucht das Zeugnis eures Glaubens, sie hat Gott gewiss
nötig.“
Wie es bei Weltjugendtagen üblich geworden ist, gab der Papst am
Ende der Abschlussmesse auch den Austragungsort der Folgeveranstaltung bekannt. Die
Fahnen und T-Shirts in gelb-grün wurden bei seiner Ankündigung bereits geschwenkt:
Der nächste WJT findet 2013 in der brasilianischen Küstenmetropole Rio de Janeiro
statt.
Mehrmals ertönte im Umfeld der Messe nicht nur die allgegenwärtige
Weltjugendtagshymne, sondern auch der alte lateinische Hymnus „Christus vincit“ und
nach der Messe die populäre Sevillana „No te vayas todavia“, „geh noch nicht weg“,
zu der ausgelassen getanzt wurde.
Mit Grüßen zum Angelusgebet entließ der
Papst die Jugendlichen gleichsam zurück in ihre Länder.
„Meine lieben Freunde!
Glaube ist keine Theorie. Glauben heißt, in eine persönliche Beziehung zu Jesus zu
treten und die Freundschaft mit ihm in Gemeinschaft mit anderen, in der Gemeinschaft
der Kirche zu leben. Vertraut Christus euer ganzes Leben an, und helft euren Freunden,
dass auch sie zur Quelle des Lebens, zu Gott gelangen. Der Herr mache euch zu frohen
Zeugen seiner Liebe.“ (rv 21.08.2011 gs)