Vier heiße und dichtgedrängte
Tage in Madrid: Papst Benedikt XVI. ist an diesem Donnerstag in der spanischen Hauptstadt
eingetroffen. Bis Sonntag stehen im Rahmen des 26. Weltjugendtages eine Menge Begegnungen
auf seinem Programm. Zu Mittag nahmen ihn am internationalen Flughafen von Barajas
– Madrid das spanische Königspaar Juan Carlos und Sofia sowie der Erzbischof von Madrid,
Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, feierlich in Empfang. Er komme nicht nur für
jene Jugendlichen, die ohnehin schon glauben, stellte der Papst in seiner ersten Ansprache
in Madrid klar, sondern auch für die Suchenden. „Viele von ihnen haben die
Stimme Gottes vernommen, vielleicht nur wie ein sanftes Säuseln, das sie dazu bewegt
hat, ihn eifriger zu suchen ... Sie sehen Oberflächlichkeit, Konsumismus und Hedonismus
vorherrschen, sie nehmen eine große Banalität im Umgang mit der Sexualität, großen
Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr. Sie wissen, dass es ohne Gott schwierig
ist, diesen Herausforderungen zu begegnen und wirklich glücklich zu sein, obgleich
sie sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, ein authentisches Leben zu führen.“
Ein
Weltjugendtag bietet immer die besondere Gelegenheit, die Ideen von Jugendlichen aus
allen Erdteilen zusammenzutragen, um eine bessere Welt zu schaffen. Er freue sich,
den jungen Leuten zuzuhören, aber auch mit ihnen zu beten und die Heilige Messe zu
feiern. Gleich in seiner ersten Rede erwähnte der Papst das Problem der Jugendarbeitslosigkeit,
die in Spanien mit 40 Prozent die höchste Europas ist.
„Andere bedürfen
des vorbeugenden Schutzes, um nicht in die Fänge der Droge zu geraten, oder wirkungsvoller
Hilfe, wenn sie darin leider schon verstrickt sind. Nicht wenige erleiden wegen ihres
Glaubens an Christus Diskriminierung, die in bestimmten Regionen und Ländern bis zu
Verachtung und offener oder heimlicher Verfolgung geht. Man verfolgt sie, indem man
sie von Ihm entfernen will: Im öffentlichen Leben werden ihnen die Zeichen seiner
Gegenwart genommen und wird sogar sein heiliger Name verschwiegen. Dagegen möchte
ich den jungen Menschen mit aller Kraft meines Herzens sagen: Nichts und niemand nehme
euch den Frieden; schämt euch nicht des Herrn.“
Mutig zum eigenen Glauben
zu stehen, dazu lud der Papst die Jugendlichen ein. Den Glauben dann auch weiterzutragen,
sei ein „wunderbares Abenteuer“.
„Es geht um ein mutiges Zeugnis, voll
Liebe zum Mitmenschen, entschieden und klug zugleich, ohne die eigene christliche
Identität zu verleugnen, in einem Klima des respektvollen Miteinanders gegenüber anderen
legitimen Überzeugungen, wo gleichzeitig der gebührende Respekt vor den eigenen Überzeugungen
eingefordert wird.“
Benedikt würdigte vor dem spanischen Königspaar auch
die große katholische Tradition des Landes mit seinen Heiligen und Missionaren – und
übte leise Kritik an den derzeitigen gesellschaftlichen Gegebenheiten in Spanien.
Es gebe „aufrechte, solidarische und gütige Menschen im ganzen Land“, so der Papst:
„Dies ist ein großer Schatz, und sicher lohnt es sich, ihn mit bejahender
Einstellung zu pflegen für das Gemeinwohl heute und um eine erfreuliche Perspektive
für die Zukunft der jungen Generationen bieten zu können. Obschon es gegenwärtig Anlass
zu Sorge gibt, ist der Eifer der Spanier stärker, diese mit der für sie charakteristischen
Dynamik zu überwinden, zu der auch die tiefen, im Laufe der Jahrhunderte sehr fruchtbaren
christlichen Wurzeln beitragen.“ König Juan Carlos sagte in seiner Grußadresse
an den Papst, wie stolz er auf die Jugendlichen seines Landes sei. Auch er sprach
allerdings von einer „tiefen Wertekrise“, in der Spanien gegenwärtig stecke. Dem in
der ersten Reihe sitzenden sozialistischen Regierungschef Jose Luis Zapatero kamen
diese Worte sichtlich bekannt vor.
Die erste Begegnung zwischen dem Papst
und den Jugendlichen findet am Donnerstagabend statt. Sie hat einen symbolischen Auftakt:
Um 19.15 Uhr durchquert Benedikt XVI. mit einigen jungen Leuten die Puerta de Alcala
auf der Plaza de Independencia. Anschließend findet die Begrüßungsfeier auf der Plaza
de Cibeles statt. Es gibt ein Programm mit Musik, Grußworten, Lebenszeugnissen und
Gebeten. Dazu werden mehrere Hunderttausend Menschen erwartet.
Die drei Nächte,
die Benedikt XVI. in Madrid zubringt, wohnt er – wie immer bei Papstreisen – in der
Apostolischen Nuntiatur. Dort finden auch mehrere Begegnungen statt, etwa ein Mittagessen
mit zwölf Jugendlichen und eine Unterredung mit Regierungschef Jose Luis Zapatero.