Religionsfreiheit
ist eines der Grundprobleme der heutigen Welt, und gleichzeitig eines, von dem sehr
wenig die Rede ist. Ein Drittel der Weltbevölkerung genießt keine Religionsfreiheit.
Der Befund ist nicht neu, wurde aber soeben wieder von dem Bericht eines US-amerikanischen
Forschungsinstituts bestätigt, dem Pew Research Center´s Forum on Religion and Public
Life.
Papst Benedikt XVI. hebt das Thema Religionsfreiheit zunehmend ins öffentliche
Bewusstsein. Er stellte es ins Zentrum seiner Überlegungen beim diesjährigen Welttag
des Friedens und wird wohl auch beim bevorstehenden Friedenstreffen in Assisi im Oktober
über Religionsfreiheit sprechen – vor hochrangigen Vertretern von Islam, Judentum,
Hinduismus, Buddhismus und anderer Glaubensrichtungen.
Was den Vatikan beunruhigt,
ist die steigende Zahl der verfolgten Christen in Ländern, in denen sie in der Minderheit
sind.
„Es ist zwar richtig, dass auch andere religiöse Minderheiten verfolgt
werden“, sagt dazu Massimo Introvigne, OSZE-Beauftragter im Kampf gegen Rassismus,
Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. „Aber im 20. und 21. Jahrhundert sind drei
Viertel der Todesopfer wegen religiöser Verfolgung Christen.“
Werden Christen
aufgrund ihrer Religion ermordet, geht das so gut wie immer auf das Konto totalitärer
Regimes oder Fundamentalisten anderer Religionen. Anders bei den Muslimen, die zweithäufigste
wegen ihrer Religion verfolgte Gruppe.
„Muslime werden zwar in einigen
Fällen von Angehörigen anderer Religionen ermordet, so in Indien von Hindu-Fundamentalisten.
Aber die meisten Toten unter den Muslimen finden sich bei Auseinandersetzungen zwischen
Sunniten und Schiiten, also bei Kämpfen zwischen Muslimen selbst.“
Introvigne
zitiert einen Fachmann für das Thema Religionsverfolgung, den US-Amerikaner David
Barrett, der an der evangelikalen „Regent University“ Missionswissenschaften lehrt
und der Fachmann schlechthin für religionswissenschaftliche Statistik ist.
„Barrett
zufolge gab es seit Jesus Christus bis zum Jahr 2000 rund 70 Millionen christliche
Märtyrer. Allerdings: von diesen 70 Millionen erlitten 45 Millionen ihr Martyrium
im 20. Jahrhundert. Und im 21. Jahrhundert, in den ersten zehn Jahren, starben 160.000
Christen pro Jahr aufgrund ihrer Religion. Das scheint sich nun glücklicherweise auf
etwa 100.000 pro Jahr zu verringern. Denn mancherorts mildert sich die Lage der Christenverfolgung,
etwa im Sudan. Dennoch bleiben die Zahlen hoch.“ (rv 16.08.2011 gs)