Italien: Situation in Lampedusa nicht außer Kontrolle
Die Migration über
das Mittelmeer nimmt ungeahnte Ausmaße an. Allein an diesem Wochenende strandeten
insgesamt rund 2000 Flüchtlinge aus Afrika auf der kleinen italienischen Insel Lampedusa.
Christopher Hein ist Direktor des italienischen Flüchtlingsrates, einer Nicht-Regierungsorganisation.
Was bedeuteten 2000 neue Flüchtlinge für Italien? Und was erwartet Lampedusa in Zukunft?
"Die
Zukunft sieht vermutlich so aus, dass das italienische Aufnahmesystem deshalb nicht
zusammen kracht, weil 2000 Menschen in 24 Stunden angekommen sind. Die Vorherplanung
war die von insgesamt 50 000 Unterbringungsplätzen in ganz Italien. Und im Augenblick
sind nicht einmal 20 000 untergebracht. Also ich denke nicht, dass das nun einen großen
Notstand hervorrufen würde."
Der italienische Ministerpräsident Silvio
Berlusconi hatte noch vor einigen Wochen auf Lampedusa versprochen, die Flüchtlinge
würden schnell von der Insel aufs Festland gebracht und dort weiter versorgt. Christopher
Hein fordert von der italienischen Regierung vor allem eine humane und wirklich den
Menschen angemessene Unterbringung in möglichst nicht zu großen Zentren.
„Denn
wir wissen aus den letzten Wochen, dass in den großen Zentren von vielen hundert Menschen
aus vielen Nationalitäten unvermeidlich Spannungen entstehen. Und dass die notwendigen
Dienste für die Personen nicht wirklich vermittelt werden können, insbesondere auch
eine rechtliche Unterstützung, Rechtsberatung, soziale Beratung, psychologische Beratung,
was häufig notwendig ist. Das alles ist viel besser in kleineren Zentren zu tun. Da
sind jetzt die Regionen aufgerufen, das zu organisieren. Mit großer Verzögerung fängt
es an, hier und da gut zu funktionieren."