Auf der Weltkarte, die die Teilnehmer des Weltjugendtags auf der offiziellen Webseite
zeigt, finden sich nur ganz wenige weiße Flächen: Aus 192 Ländern reisen rund 440.000
junge Menschen nach Madrid, wo das katholische Großtreffen am Dienstag beginnt. Nur
aus Niger und Westsahara sowie aus Grönland, dem Kosovo, der Türkei, Jemen, Kirgistan
und Bhutan hat sich offiziell keiner angemeldet.
Mit jeweils rund 90.000 Teilnehmern
stellen Spanier und Italiener die größte Nationengruppe. Die USA mit 27.000 Anmeldungen
und Brasilien - knapp 14.000 Teilnehmer - sind die größten Gruppen, die von außerhalb
Europas anreisen. Die Geschichten, die sich hinter den Zahlen verbergen, zeigt die
interaktive Karte jedoch nicht auf. Zum Beispiel jene der nur 57 Teilnehmer aus Birma.
Bischöfe aus 4 der 14 Diözesen des südostasiatischen Landes hatten die Teilnahme an
dem Treffen verboten. Als Grund nannten sie die birmanischen Behörden, die um eine
Garantie gebeten hätten, dass keiner den Weltjugendtag in Madrid zur Flucht nutzt.
Nach dem WJT 2008 in Sydney hatten fünf Jugendliche aus diesen Diözesen in Australien
politisches Asyl beantragt. Aus Sicht des päpstlichen Laienrats, der Veranstalter
des katholischen Jugendtreffens ist, sind es nur Einzelne, die den WJT nutzen, um
sich abzusetzen. Alle Teilnehmer meldeten sich schließlich über ihre Kirchengemeinden
oder ihre geistlichen Gemeinschaften an, sagt der Sekretär des Laienrats, Kurienbischof
Josef Clemens. Sie seien also kirchlicherseits bekannt und so reduziere sich das Einwandererproblem.
Gestaffelte Teilnehmerbeiträge
Der Vatikan versucht auch,
der de facto ungleichen Verteilung der Teilnehmer - wenig mehr als 30.000 kommen aus
Afrika, Asien und Ozeanien nach Madrid - entgegenzuwirken. Damit Christen aus ärmeren
Ländern teilnehmen können, sind die Beiträge für Registrierung, Unterkunft und Verpflegung
je nach Bruttoinlandsprodukt gestaffelt, außerdem zahlen Jugendliche aus finanzstarken
Ländern zehn Euro in einen Solidaritätsfonds ein. Das reicht aber nicht immer aus:
So sagten in den vergangenen Wochen immer mehr Philippiner ihre Teilnahme ab. Der
Jugendbeauftragte der philippinischen Bischofskonferenz erklärte dazu, dass selbst
Jugendliche, die schon ein Visum für Spanien hätten, auf die Reise verzichteten. Er
begründete das mit den hohen Flugkosten von rund 1.400 Franken, die die armen Familien
der breiten Bevölkerungsmehrheit nicht aufbringen könnten.
Spendenbereitschaft
Andernorts
löst die Geldknappheit in einigen Ländern aber auch Solidarität aus. In Italien etwa
rief der Pressedienst Asianews seine Leser zu Spenden für junge Katholiken in China
auf. Nachdem 11.000 Franken zusammen gekommen waren, die 15 Christen einer Gemeinde
den Weg nach Madrid ermöglichen, beschrieb deren Pfarrer die Freude und Dankbarkeit
seiner jungen Schäfchen. In China müssten die Jugendlichen ihren Glauben in einem
sehr geschlossenen Ambiente leben und sich zum Gebet in Gebäude an verschiedenen Orten
der - aus Sicherheitsgründen nicht genannten - Stadt treffen. Nun hätten sie die Möglichkeit,
Kirchen aufzusuchen, sich mit anderen jungen Gläubigen auszutauschen und an den Begegnungen
mit Papst Benedikt XVI. teilzunehmen.
Christen aus dem Irak
Aus
Frankreich - mit mehr als 50.000 Teilnehmern die drittstärkste Nation in Madrid -
haben zehn Jugendliche in den vergangenen Wochen chaldäisch-katholische Christen im
Irak besucht. Gemeinsam mit 20 jungen Irakern fahren sie zum Weltjugendtag, finanziert
von einem österreichischen Verein zur Förderung der Christen im Orient. Bei dem Jugendtreffen
von Dienstag bis Sonntag in Madrid werden die wenigen Iraker, genauso wie die 62 Sudanesen,
56 Christen aus Israel und die 588 Japaner trotzdem nicht in der Masse untergehen:
Beim Kreuzweg mit dem Papst am Freitagabend widmet sich je eine Station der Situation
in ihren Ländern. Dann beten mehrere hunderttausend Menschen gemeinsam für die Opfer
von Hunger, Gewalt und Naturkatastrophen sowie für verfolgte Christen.