2011-08-12 14:26:01

Vatikan: „An Wallfahrtsorten auf Glaubensferne zugehen“


RealAudioMP3 Die katholische Kirche möchte in Wallfahrtsorten mehr für glaubensferne, suchende Menschen tun. Das geht aus einem Dokument der vatikanischen Kleruskongregation hervor. Das Schreiben zum 15. August, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, geht an alle Diözesanbischöfe der Welt, in deren Bistümern katholische Heiligtümer liegen.

Wallfahrtsorte verzeichnen generell eine wachsende Anzahl von Pilgern. Viele von ihnen sind „in schwierigen menschlichen und spirituellen Situationen“, heißt es in dem Schreiben aus dem Vatikan. Gerade sie sollen in den Wallfahrtsorten besonders freundlich und zuvorkommend empfangen werden, empfiehlt der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Mauro Piacenza. Mit „großer Sensibilität“ sollen die Rektoren versuchen herauszufinden, welche geistlichen Erwartungen diese Menschen bei ihrem Besuch an dem Wallfahrtsort haben und warum sie kommen.

Freundlicher Umgang
Piacenza schlägt vor, bei dieser Aufgabe auch auf Laien zu setzen, die „freundlichen Umgang, ein Auge für spirituelle Dinge und theologischen Verstand“ haben. Eine solche Begegnung könnte folgenreich sein: Im Idealfall bietet sie einem suchenden Menschen den Anlass, „sich ernsthaft und intensiv auf den Weg des Glaubens einzulassen“. Man müsse den Fernstehenden zeigen, dass der Glaube kein „vages, abstraktes religiöses Gefühl“, sondern im Gegenteil „zum Anfassen konkret“ ist.

Konkrete Anweisungen
Im ersten Teil des Schreibens gibt die vatikanische Kleruskongregation auch sehr konkrete Anweisungen für Gottesdienst und Beichte an Wallfahrtsorten. Piacenza regt mehr Präsenz von Beichtpriestern an. „Verständnisvoll und empfangsbereit“ müsse sich ein Geistlicher zeigen, der das Sakrament der Versöhnung spendet. Außerdem solle er „ermutigend wirken“.

In manchen Punkten könnte es sinnvoll sein, die Ausbildung der Beichtpriester zu ergänzen, etwa wo es um die Betreuung von Menschen geht, die abgetrieben oder Abtreibungen durchgeführt haben. Auch „im Bereich von Familie und Ehe“ müsse der Beichte hörende Priester es „vermeiden, private Lehren, persönliche Meinungen oder willkürliche Bewertungen auszusprechen“, die nicht mit der katholischen Lehre im Einklang stehen.

Verstehbare und schöne Sprache
Auf die Verkündigung des Wortes Gottes sollten die Rektoren an Wallfahrtsorten sich mithilfe der Theologie und „unter Beachtung des Lehramtes“ vorbereiten. In den Predigten sollen sie eine „verstehbare und schöne Sprache“ verwenden. Die Priester haben sich überdies an die Normen zu halten, die in den liturgischen Büchern vorgegeben sind, schreibt der Vatikan-Verantwortliche für den Klerus.

„Willkürliche Neuheiten bei der Feier der Liturgie“ sorgten unter den Gläubigen nur für Verwirrung und Spaltung. Überdies schaden sie der kirchlichen Einheit. Gewänder und liturgische Gegenstände „müssen gewissen Normen der Würde und der Sakralität entsprechen“. Der Tabernakel habe an einer gut sichtbaren Stelle in der Kirche zu stehen. Dies helfe den Eintretenden, „die wirkliche Gegenwart Christi im Allerheiligsten Sakrament zu erkennen“.

Volksfrömmigkeit
Volksfrömmigkeit hat an Wallfahrtsorten seit jeher einen hohen Stellenwert. Rosenkranz, Kreuzweg oder Prozessionen zeigten „zur Genüge, wie unverzichtbar“ die Volksfrömmigkeit sei, schreibt Kardinal Piacenza. Allerdings ersetze die Teilnahme an einer solchen Andacht keinesfalls die Eucharistiefeier. Überdies habe es mancherorts Einstellungen gegeben, „die nicht mit einer gesunden religiösen Gesinnung in Übereinstimmung zu bringen waren“. Dort sehe sich die Kirche gezwungen einzugreifen, etwa „durch Anweisung, jene Vorgänge von abwegigen Elementen zu reinigen“.

Auch an Wallfahrtsorten soll christliche Nächstenliebe geübt werden, schreibt Kardinal Piacenza. Das habe eine lange Tradition. Die Heiligtümer sollten sich für Gerechtigkeit und Schutz der Menschenrechte einsetzen. Sie sollen überhaupt christliche Kulturträger sein. Namentlich regt der Vatikan-Verantwortliche für den Klerus an, an Heiligtümern Tagungen und Wettbewerbe durchzuführen oder künstlerische Darbietungen zu religiösen Themen anzubieten.

(rv 12.08.2011 gs)







All the contents on this site are copyrighted ©.