Vatikan-Bankdirektor über Finanzkrise: „Politischer Bezugspunkt fehlt“
Der vatikanische „Chefbanker“ sieht eine falsche Haushaltspolitik der USA als wesentliche
Ursache der aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die Obama-Administration habe
durch eine enorme Schuldenaufnahme versucht, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und
sei dabei gescheitert, sagte Ettore Gotti Tedeschi im Interview mit Radio Vatikan.
Der
Präsident des vatikanischen Geldinstituts IOR warnte davor, Staatsverschuldung durch
höhere Steuern bekämpfen zu wollen. Insbesondere Abgaben auf Erspartes und Immobilien
von Privatleuten steht er skeptisch gegenüber. Besser sei es, die ökonomische Situation
von Privathaushalten allgemein zu verbessern, damit diese investieren und konsumieren,
anstatt Geld anzusparen:
„Es ist viel besser, wenn die Menschen ihr
Geld dem Wirtschaftswachstum zuführen, als damit vorübergehend die öffentliche Verschuldung
auszugleichen. Diese würde dennoch weiter wachsen, solange die Probleme der Staatshaushalte
fortbestehen.“
Kritisch äußerte sich Gotti Tedeschi auch über
die allgemeine Liberalisierung der Finanzmärkte. Der Politik sei die Kontrolle über
die Börsen entglitten. Gerade die Entwicklung der letzten Wochen in den USA zeige,
dass auch diese ihren globalen Einfluss verloren hätten.