Deutschland: 50 Jahre Mauerbau aus katholischer Sicht
Die Berliner Katholiken
sind sich trotz des Baus der Mauer vor 50 Jahren nicht fremd geworden. Man habe sich
mit der Situation im Lauf der Zeit arrangiert. Dies sagt der emeritierte Berliner
Weihbischof Wolfgang Weider im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio.
Den
Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961 habe er als Kaplan in Berlin-Buch erlebt.
Junge Mädchen seien an diesem Tag fassungslos weinend zu ihm gekommen, weil sie ihren
Freund in West-Berlin hatten und nicht mehr rüberkamen. Er selbst habe damit gerechnet,
dass die Mauer längere Zeit stehen wird: „Wir kannten die Kommunisten und wussten,
die geben nie auf“, so Weider, der aus dem Ostteil der Stadt stammt. Es habe eine
verzweifelte Atmosphäre geherrscht. In Berlin-Treptow habe sich die Pfarrkirche im
Westen befunden, er selbst sei Kaplan für die gut 1.000 Katholiken im Ostteil des
Gemeindegebietes gewesen. Er habe den Pfarrer der Gemeinde während seiner Treptower
Kaplanszeit überhaupt nie gesehen, da er keinen Kontakt aufnehmen konnte. Die Messe
sei im evangelischen Gemeindesaal gefeiert worden.
Später sei die Mauer dann
durchlässiger geworden. Zu seiner Bischofsweihe in der Hedwigskathedrale im Ostteil
der Stadt 1982 durften die Priester aus Westberlin mit einer Sondergenehmigung der
Alliierten kommen. Durch solche Regelungen „waren wir uns nicht fremd geworden“, erinnert
sich Weider. Das brachte ihn auch auf die Idee, das geteilte Berlin auf seinem Bischofsbrustkreuz
darzustellen. Zum ersten Mal seit dem Mauerbau habe er gemeinsam mit dem damaligen
Erzbischof Joachim Meisner dann wieder Pfarreien im Westen besuchen dürfen. Sie seien
zwar durch eine Mauer gefahren, waren „aber doch in ein und dem gleichen Bistum“.
Trotz des Schießbefehls an der Mauer mit zahlreichen Toten könne er den Verantwortlichen
heute vergeben, so der Weihbischof.