Der syrische Machthaber
Baschar al Assad leidet unter Realitätsverlust. Das sagt gegenüber Radio Vatikan,
der Nahost-Experte und Islamwissenschaftler, Pater Samir Khalil Samir. Der internationale
Druck auf Syrien wächst. Der UNO-Sicherheitsrat verhandelt über Sanktionen. In der
Nacht auf diesen Mittwoch setzten die syrischen Streitkräfte den Beschuss von Wohngebieten
in der Stadt Hama fort. Damit ging die Militäroffensive in Hama in ihren dritten Tag.
Nachprüfbare Informationen aus Syrien gibt es fast keine. Nach Angaben von syrischen
Oppositionellen wurden bei der Miltiäroffensive in Hama am Dienstag mindestens fünf
Menschen getötet.
Man müsse die Geschichte Syriens kennen, um die derzeitige
Lage besser zu verstehen, sagt Pater Samir Khalil Samir.
„Seit über 30 Jahren
regiert die Familie Assad das Land. Der Vater des derzeitigen Präsidenten hatte immer
mit Gewalt auf Proteste in Syrien reagiert. Am schlimmsten war es 1982, und das war
ebenfalls wie heute in Hama. Die Stadt ist schon seit Jahren ein Symbol und zwar der
gewaltsamen Unterdrückung. Das ist in Syrien zu einer Selbstverständlichkeit geworden.“
Doch
in den letzten Jahren habe sich viel verändert. Früher hätten die Syrer solche Eingriffe
eines Machthabers hingenommen, heute sei dies aber anders.
„Meiner Meinung
nach hat das aber der heutige Präsident nicht gemerkt. Die Syrer halten die Gewalt
nicht mehr aus. Diese ständige Repression, die eben seit Jahren da ist, ist einfach
unerträglich geworden. Kontrolle und Tortur gelten in Syrien nicht mehr als „normal“.
Die Menschen möchten das abschaffen. Ich hoffe, dass trotzdem die Machthaber genug
weise sind, zurück zu treten.“
Auch UNO-Menschenrechtshochkommissarin Navi
Pillay fordert ein Ende der Gewalt in Syrien. Pillay zeigte sich am Dienstagabend
in New York zutiefst besorgt angesichts der Berichte über 145 getötete Demonstranten
in den vergangenen vier Tagen. Das Blutvergießen müsse sofort beendet werden, forderte
sie. Die Welt sei Zeuge der Brutalität, mit der die syrische Regierung gegen Zivilisten
vorgehe, warnte Pillay die Verantwortlichen.