Die Heilige Schrift
in den Koffer und ab in die Ferien – das empfiehlt Papst Benedikt XVI. allen Gläubigen.
Mit seinem ungewöhnlichen Lektüretipp, geäußert bei der Generalaudienz, nahm der Papst
an diesem Mittwoch nach vierwöchiger Unterbrechung wieder seine wöchentlichen Katechesen
für Pilger und Besucher aus aller Welt auf. Der Andrang in Castelgandolfo war groß,
sodass die Audienz nicht wie ursprünglich geplant im Innenhof der päpstlichen Sommerresidenz
stattfand, sondern auf dem Hauptplatz der Gemeinde.
Bei der Mittwochskatechese
ging es inhaltlich dort weiter, wo der Papst vor seiner Anreise nach Castelgandolfo
aufgehört hatte: bei der Bedeutung des Gebets für das Leben der Kirche und der Gläubigen.
„Die
Urlaubszeit, die viele von uns jetzt genießen, ist wichtig, um neue Kraft zu schöpfen.
Damit wir uns umfassend erholen, brauchen wir auch innere Kraftquellen, die wir im
Gebet, beim Besuch einer Kirche, beim Lesen der Bibel oder eines religiösen Buchs
finden. Solche geistlichen Akzente bereichern den Urlaub und schaffen wirklich tiefe
Erholung.“
Es sei zwar in Ordnung, dass viele Menschen im Urlaub lieber
zu leichter Lektüre greifen, sagte der bekennende Bücherfreund Benedikt, und fügte
sinngemäß hinzu, dass freilich auch unter dem Sonnenschirm ein wenig Tiefgang nicht
schade. Viele Gläubige wüssten gar nicht, was sie verpassen, wenn sie das Buch der
Bücher links liegen lassen, so der Papst auf Italienisch.
„Viele Christen
kennen die Bibel gar nicht oder nur oberflächlich. Doch die Bibel ist eine kleine
Bibliothek in sich. Einige dieser Bücher in der Bibel sind vielen fast unbekannt,
das gilt sogar bei guten Christen.“
Benedikt XVI. verriet den Pilgern und
Besuchern nicht, was er selbst in den vergangenen Wochen in Castelgandolfo alles gemacht
hat; verschiedene Beobachter gehen davon aus, dass er entweder an seiner vierten Enzyklika
oder am letzten Teil seines Jesusbuches schrieb. Als ob er bei seinen Ausführungen
auch ein wenig an sich selbst gedacht hätte, merkte der Papst an:
„Es gibt
nicht nur die Arbeit im Leben. Jeder von uns braucht eine Zeit der Ruhe und Einkehr,
in der man meditieren kann. Gott sei Dank ist das so! Man sagt ja, dass der Mensch
nicht einzig zur Arbeit erschaffen wurde, sondern auch Nachdenken muss. Urlaub ist
sozusagen eine Zeit, in der wir uns „verlieren“, um uns gestärkt wiederzufinden.“
Im
Juli hatte der Papst sämtliche Audienzen abgesagt, auch die große Generalaudienz,
bei der jeden Mittwoch Interessenten auch ohne Anmeldung Gelegenheit zur Begegnung
mit dem Papst haben. Anders als in früheren Jahren, hatte Benedikt XVI. seinen Ferienmonat
diesmal nicht in den norditalienischen Alpen verbracht, sondern sich vom Vatikan aus
sofort nach Castelgandolfo begeben. Grund dafür ist seine bevorstehende Reise nach
Madrid zum Weltjugendtag.