Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst
kritisiert die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Gerade jetzt, wo Hunderttausende
auf der Flucht seien, streitet Europa „über ein paar tausend Flüchtlinge“. Das sagte
gegenüber dem Kölner Domradio Pater Martin Stark, Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes
in Berlin. Europa wäre in der Lage, etwas zu tun, so der Jesuitenpater.
„Langfristig,
und das wissen auch Politiker in Europa, brauchen wir sogar andere, legale Zuwanderungsmöglichkeiten.
Wir müssen zum Beispiel die Möglichkeit schaffen, dass Menschen von woanders hier
hinkommen, um zu arbeiten. Mit unserem derzeitigen Ausländerrecht ist das fast unmöglich.
Die Wirtschaft braucht Fachkräfte, wir wissen alle, dass in den nächsten 30 Jahren
15 Millionen Einwohner weniger da sind in Deutschland. Wir brauchen Zuwanderung in
der Zukunft. Eigentlich müssten wir uns jetzt Gedanken darüber machen, wie wir unser
Ausländerrecht umgestalten, dass wir auch Anreize dafür schaffen.“
Zuletzt
hat Deutschland 150 Flüchtlinge aus Afrika aufgenommen. Pater Stark:
„Die
bekommen dann eine Aufenthaltserlaubnis, das ist ein gutes Zeichen. Allerdings ist
die Zahl viel zu gering. Ich bin in ständigem Kontakt mit meinen Kollegen in Malta,
und die Insel ist wirklich überlastet mit den Flüchtlingen. Es kommt auch zu rechtsradikalen
Reaktionen in der Bevölkerung deshalb. Hier könnten wir auch solidarischer sein.“
Derweil
geht das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer weiter: Auf einem überfüllten Kutter
entdeckte die italienische Küstenwache Anfang der Woche die Leichen von 25 Flüchtlingen.