Vatikan/Kroatien: Klärende Worte zu einem Diözesan-Streit
Der Vatikan hat sich in den Immobilienstreit zwischen einer kroatischen Diözese und
einem italienischen Benediktinerkloster eingeschaltet. Wie das vatikanische Presseamt
an diesem Dienstag bekanntgab, ernannte Papst Benedikt XVI. den Diplomaten und Kurienerzbischof
Santos Abril y Castello zum Sonderbevollmächtigten. Der Spanier soll anstelle der
örtlichen Kirchenleitung einen millionenschweren Grundstücksvertrag abschließen.
Zur
Begründung hieß es, Ortsbischof Ivan Milovan von Porec-Pula habe sich geweigert, eine
zuvor erzielte Übereinkunft zu unterzeichnen. Bei dem Streit geht es um das Klostergelände
Dajli, das 250 Hektar mit Klostergebäuden und einer Villa an der istrischen Küste
umfasst. Die italienischen Benediktiner von Praglia bei Padua beanspruchen das Anwesen
in erstklassiger Lage für sich. Sie machen dafür ein testamentarisch verfügtes Besitzrecht
geltend.
Im 19. Jahrhundert war Dalja testamentarisch den Benediktinern von
Praglia vermacht worden; 1948 wurde der Besitz von den Kommunisten enteignet und nach
dem Ende Jugoslawiens der Diözese Porec-Pula übertragen. Seit 2004 stritten die Diözese
und das Benediktinerkloster um die Immobilie. 2008 setzte der Papst eine Kardinalskommission
ein, um den Konflikt zu lösen. Dem im vergangenen Jahr erzielten Ergebnis stimmte
Bischof Milovan nach Vatikanangaben zunächst zu, änderte dann jedoch seine Meinung.
Die Übereinkunft sieht vor, dass die Diözese Porec-Pula das Anwesen einem
privatrechtlichen kroatischen Unternehmen namens „Abbazia“ überträgt, dessen Hauptgesellschafter
die Abtei Praglia ist. Damit solle dem ursprünglichen Vermächtnis Rechnung getragen
werden. Außerdem müsse die Diözese dem Kloster eine Entschädigung für einen zwischenzeitlich
verkauften Teil des Geländes zahlen, auf dem ein Golfplatz errichtet werden soll.
Kroatische Medien sprechen von sechs Millionen Euro Ablöse; der tatsächliche Wert
liegt ihren Angaben zufolge aber weit höher.
Die kroatische Regierungschefin
Jadranka Kosor hatte sich in dem Streit offen gegen den Papst gestellt. Kroatien werde
„dem Druck des Vatikans nicht nachgeben“, sagte Kosor am Montag in Zagreb nach einem
Treffen mit Bischof Milovan. Sie werde dem Papst einen persönlichen Brief mit dem
Ziel schreiben, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, kündigte die Regierungschefin
an. Gleichzeitig sei der Nuntius des Papstes in Kroatien ins Außenministerium einbestellt
worden.
Der Vatikan findet es indes bedauerlich, dass die Auseinandersetzung
um die Immobilie als politischer Streit dargestellt und insofern „instrumentalisiert“
worden sei, „als ob man Kroatien schaden wolle“. Die Entscheidung des Heiligen Stuhles
ziele ausschließlich darauf, „Gerechtigkeit innerhalb der Kirche wiederherzustellen“,
heißt es in der Erklärung.