Deutschland: Kirche weist Kubickis Forderungen zurück
Mit seiner Forderung
nach Kirchenaustritten stößt der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki auf heftigen
Widerspruch. Beate Bäumer vom Katholischen Büro in Kiel ist sich sicher, dass „ein
aufgeklärter und normal denkender Christ sich von Herrn Kubicki nicht zum Kirchenaustritt“
bewegen lasse. Der FDP-Politiker aus Schleswig-Holstein hatte sich über den Widerstand
der Kirchen gegen die erweiterten Sonntagsöffnungen im Handel aufgeregt. Bäumer sagte
dazu dem Kölner Domradio:
„Wenn man in Schleswig-Holstein lebt und arbeitet,
weiß man, dass Herr Kubicki so ein bisschen auch ein politischer Wadenbeißer ist,
der weiß, wann er Kritik und bestimmte Bemerkungen platzieren muss, er tut das auch
mit einer gebührenden Schärfe. Insofern sehe ich das erst einmal gelassen. Andererseits
spricht er natürlich ein sehr sensibles Thema in Schleswig-Holstein an, diese Bäderverordnung
ist sehr emotional besetzt. Es wird sehr stark geschossen an einigen Stellen, das
Thema wird nun wieder hochgekocht.“
Warum sollten die Menschen nicht auch
am Sonntag einkaufen dürfen?, argumentiert Kubicki: Die Kirchen seien ja mittlerweile
an Sonntagen fast leer. Dazu Bäumer:
„Das ist ja ein althergebrachtes Argument.
Dabei sind unsere Kirchen gerade in den Tourismusorten in den Sommermonaten gar nicht
leer! Sie sind gut gefüllt, weil viele Menschen dann mit Zeit und Muße in die Kirche
gehen. Darum geht es uns in erster Linie aber auch gar nicht. Natürlich hat jeder
gerne volle Kirchen, aber uns geht es darum, dass der Sonntag sich in seinem öffentlichen
Erscheinungsbild von den Werktagen unterscheidet. Und dazu trägt eben auch das Bild
eines Ortes bei – ob da alles auf ist und viel Trubel herrscht. Wir haben Städte wie
Eckernförde, da haben Sie am Sonntag mehr Verkehr als an den Werktagen, weil nämlich
die Baumärkte alle aufgemacht haben. Da ist Highlife, und das stört die Anwohner und
die Kirchen sehr.“
Hintergrund In der Debatte um die Bäderregelung
in Schleswig-Holstein hatte der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki die evangelische
und die katholische Kirche kritisiert. Mit ihrer Klage gefährdeten sie die wirtschaftliche
Existenz der Bewohner in den betroffenen Orten, sagte Kubicki am Sonntag dem NDR.
Selbst viele Gemeinden in den Urlaubsorten seien mit dem Vorgehen ihrer Kirchenleitung
nicht einverstanden. „Doch offenbar ist die Selbstbefriedigung einiger Kirchenfunktionäre
wichtiger als die Frage, was Menschen in Schleswig-Holstein dient.“ Wenn das Vorgehen
der Kirche Erfolg hätte, dann wäre die wirtschaftliche Existenz einer Reihe von Menschen
in Touristikregionen bedroht. Mehr noch: Auch als gläubige Christen müssten diese
Menschen ernsthaft darüber nachdenken, „einer Vereinigung nicht mehr anzugehören,
die einen in der eigenen Existenz ruiniert“, sagte Kubicki weiter.