Die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika weitet sich immer stärker aus. Mehr als 11,3
Millionen Menschen hungern. Am schlimmsten betroffen ist Somalia. In zwei Regionen
im Süden des Landes haben die Vereinten Nationen die „Hungersnot“ ausgerufen. Täglich
verhungern dort sechs von 10.000 Menschen; mehr als 30 Prozent der Kinder sind unterernährt.
3,8 Millionen der 8,7 Millionen Einwohner des Landes sind betroffen. Zehntausende,
meist Kinder, seien bereits gestorben, erklärt der UNO-Koordinator für humanitäre
Hilfe in Somalia, Mark Bowden. Viele Hilfsorganisationen, darunter auch christliche,
wollen zwar helfen, aber die radikal-islamische Terrororganisation Al Shabab, die
weite Teile Somalias kontrolliert, sperrt sie aus. Sie seien „nicht willkommen“, erklärte
jetzt Shabab-Sprecher Ali Mohammed Rage. Die UNO-Erklärung sei falsch und „politisch
motiviert“. Es gebe in Somalia keine Hungersnot, sondern lediglich eine Dürre.
Damit
änderte die Shabab-Miliz zum wiederholten Mal ihre Haltung. Schon im Jahr 2009 hatte
die Gruppe, die mit dem Terrornetzwerk El Qaida in Verbindung steht, einen Bann über
nicht-islamische Hilfswerke verhängt. Vor kurzem ließ Shabab verlauten, aufgrund der
Not seien westliche Organisationen willkommen, solange sie rein humanitäre Arbeit
leisteten und keine „hinterhältigen“ Ziele verfolgten.
Der Apostolische
Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, ruft zur „Wiedererrichtung eines somalischen
Staates so schnell wie möglich“ auf. „Wenn das Problem nicht an der Wurzel gelöst
wird, bleibt jede Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Das schreibt der Verantwortliche
für die katholische Kirche in Somalia von seinem Exil in Dschibuti aus in der Vatikanzeitung
„Osservatore Romano“. Die katholische Caritas in Somalia habe ihre Arbeit einschränken
müssen. Zum Glück könnten die Christen aber noch „auf langjährige Partner wie die
Caritas der Schweiz und Luxemburgs zählen“, die im Norden des Landes operieren. Zur
zwiespältigen Haltung der Shabab, was Hilfe von außen betrifft, meint der Bischof,
den Shabab sei „nicht zu trauen“. Sie hätten „keine zentrale Autorität“, darum müssten
ausländische Helfer mit Willkür rechnen.
Die Hilfsaktionen in Somalia sind
laut UNO die riskantesten weltweit. Das Welternährungsprogramm hat dort seit 2008
nach eigenen Angaben 14 Mitarbeiter verloren. Die Shabab-Miliz will das Land am Horn
von Afrika von Christen „säubern“ und strebt danach, das islamische Religionsgesetz,
die Scharia, durchzusetzen. In den vergangenen vier Jahren hat Shabab mehr als 18.000
Zivilisten getötet; eine Million Menschen mussten fliehen. Weniger als ein Prozent
der Einwohner Somalias sind Christen, die übrigen meist Muslime.