760 Tage sind vergangen,
seit Asia Bibi festgenommen wurde: Und immer noch sitzt die 45-jährige Christin in
Haft, weil sie den Koran oder den Propheten Mohammed beleidigt haben soll. Der Mutter
von fünf Kindern droht die Todesstrafe auf der Grundlage des so genannten Blasphemieparagraphen.
Aber seit einiger Zeit ist von dem Fall öffentlich nicht mehr so viel zu hören – Anwälte
und Menschenrechtler, die sich für Asia Bibi einsetzen, haben sich für Unauffälligkeit
entschieden. Warum, erklärt Paul Bhatti, Sonderberater der Regierung für Minderheiten-Angelegenheiten:
„Uns
ist klargeworden, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für den Fall auch zu immer mehr
Problemen geführt hat, vor allem bei der Regierung im Bundesstaat Punjab. Darum haben
wir uns für die Schweige-Methode entschieden, sie scheint uns erfolgversprechender.
Je mehr wir von Asia Bibi öffentlich gesprochen haben, desto schlimmer wurde die Lage
für sie und für uns. Es gab große Anstrengungen, auch der französischen Regierung,
Demonstrationen in Italien und anderen europäischen Ländern, doch wir mussten feststellen,
dass all das die Extremisten eher noch angestachelt hat. Wir wollen keine Konfrontation
mit den Extremisten und Fundamentalisten; wir wollen nur, dass es in unserer Gesellschaft
keine Fälle wie den von Asia Bibi mehr gibt.“
Aber heißt das, man sollte
jetzt erstmal die Hoffnung auf eine Freilassung der Todeskandidatin fahrenlassen?
„Wir
tun jedenfalls alles dafür, dass sie so bald wie möglich freigelassen wird, aber ohne
Risiko für sie und für die anderen. Daran arbeiten wir gerade. Auch westlcihe Botschaften
sind interessiert und in die Bemühungen eingebunden; der französische Präsident ist
direkt am Fall interessiert. Das reicht allerdings nicht... was wir jetzt brauchen,
ist ein Ergebnis, eine radikale Änderung, die mit diplomatischen Mitteln zu erreichen
ist. Das brauchen wir, nicht Demonstrationen, die nur den Hass der Extremisten weiter
anfachen.“