Die Bischöfe sind
,,tief besorgt über die Folgen der Demonstrationen vom 20. Juli". Bei Protestaktionen
in mehreren großen Städten Malawis waren Geschäfte geplündert worden, es kam zu blutigen
Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Nach einer ersten Bilanz kamen dabei mindestens
18 Menschen ums Leben, zig Menschen wurden verwundet, 275 Personen sollen verhaftet
worden sein. Hintergrund der Proteste sind die schwere Wirtschaftskrise und die Explosion
der Lebensmittelpreise.
„Die Demonstration war eigentlich friedlich; sie
wurde erst gewalttätig als Reaktion auf die Art und Weise, wie die Polizei vorgegangen
ist“, erklärt der italienische Missionar Piergiorgio Gamba, der in Malawi lebt. „Jetzt
hat sich die Lage beruhigt, auch weil die Armee eingeschritten ist, die die Leute
in Malawi auf ihrer Seite glauben.“
Die Bischöfe bitten in ihrer Botschaft
,,die Demonstranten, die Katholiken und alle Menschen guten Willens, jegliche Art
von Gewalt und Plünderei unverzüglich aufzugeben und sich daran zu erinnern, dass
sie alle nach dem Bildnis Gottes geschaffen wurden." Die Regierung solle „eine klare
Linie dies Dialogs mit allen interessierten Parteien eröffnen“ und auf die „Klagen
der Bevölkerung hören“.
„Vor allem leiden die Menschen unter Stromknappheit.
Und vom Verkehrsminister haen sie auf ihre Klagen nur zu hören bekommen: Naja, daran
wird man sich allmählich gewöhnen müssen. Die Regierung hat sich für eine extrem autarke
Linie entschieden; der Präsident redet sehr ideologisch von Patriotismus und Unabhängigkeit,
aber das geht an der Lebenswirklichkeit im Land vorbei.“
Und die Lebenswirklichkeit
in Malawi sieht so aus: Ein Großteil der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar
am Tag, die Armut ist extrem.
„Allerdings hatte es in den letzten Jahren
einige Hoffnung gegeben, weil das Land auf einmal sieben Prozent Wachstum erreichte,
also eine der höchsten Wachstumsraten der Welt. Zwar kam das nicht in den Dörfern
an, aber es verband sich mit der Stabilität, die Malawi charakterisiert: eines der
Länder, in denen es nie irgendwelche Kriegserfahrungen gab.“
Die katholische
Kirche habe Ende Oktober letzten Jahres ein Programm veröffentlicht, in dem es die
Sorgen der einfachen Leute aufgriff. „Aber ab dem Moment hat der Präsident jeden Kontakt
zur Kirche abgebrochen“, berichtet Pater Gamba.
„Die Kirche ist eine sehr
starke Präsenz: acht Bistümer, acht Bischöfe, von denen acht Afrikaner sind und zwei
Europäer. Sie bemüht sich weiter um Dialog. Unmittelbar vor diesen Demonstrationen
hat sie sehr eindringlich dazu aufgefordert, friedlich zu bleiben. Jetzt nach der
Gewalt versucht der Vertreter der Bischöfe wieder ein Gespräch mit dem Präsidenten
aufzunehmen.“
Präsident Bingu wa Mutharika ist seit 2004 Staatschef von
Malawi. Menschenrechtler werfen dem 77-Jährigen vor, in den letzten Jahren immer mehr
die Freiheitsrechte einzuschränken. Mitte Juli, also noch vor Ausbruch der Gewalt,
hatte Großbritannien deswegen seine Hilfen für Malawi ausgesetzt.