Ein unkalkulierbares
Risiko für die notleidenden Menschen in Somalia und die Arbeit der Hilfsorganisationen
sind die Shebab-Rebellen in dem Land. Die Kontrolle weiter Regionen Somalias durch
die gewaltbereite Gruppe stellt die Hilfswerke vor besondere Herausforderungen, berichtet
im Interview mit dem Kölner Domradio Dorothee Klüppel, Abteilungsleiterin der Misereor-Abteilung
Afrika und Naher Osten. Die Shebab-Milizen hätten internationale Hilfe inzwischen
zugelassen. Jedoch habe ihr Sprecher gegenüber Reuters die Überzeugung geäußert, eine
internationale Kampagne sei im Gang, um die Region am Horn Afrikas zu destabilisieren.
Sind die Rebellen in der ohnehin schon prekären Lage eine zusätzliche Gefahr? Schwer
zu sagen, meint Afrika-Expertin Klüppel:
„Das ist eine der Schwierigkeiten.
Direkt unterstützen kann man die Rebellen natürlich auf keinen Fall. Es ist jedoch
erst einmal ein gutes Zeichen, dass sie die internationale Hilfe jetzt wieder zulassen,
dass man den Menschen wenigstens in der allergrößten Not zu Hilfe kommen kann. Das
stellt sich natürlich schwierig dar, weil eben die entsprechenden Strukturen vor Ort
fehlen, die müssen jetzt erst aufgebaut werden, Kontakte müssen geknüpft werden.“
In der Vergangenheit hätten Rebellengruppen bestimmte Teile der Hilfsleistungen
auch für sich abgezweigt, so Klüppel. Das erfordere ein Abwägen darüber, wie man überhaupt
helfen wolle und könne. Die vor Ort tätigen internationalen Organisationen hätten
schließlich das Ziel, den notleidenden Menschen zu helfen.
„Das Problem
ist ja, dass so eine Hungerkatastrophe natürlich nicht von heute auf morgen aufhört,
weil ja auch die Dürre weiter besteht. Die Regenzeiten sind zwei Mal in Folge ausgefallen,
das heißt auch, dass keine Ernte eingebracht werden konnte, dass häufig das verbliebene
Saatgut für die nächste Aussaat wegen des extremen Hungers gegessen worden ist, dass
die Viehbestände vieler Hirtenvölker, die in dieser Gegend wohnen – die Hauptbewohner
dieser Regionen – gestorben sind oder extrem dezimiert wurden, das heißt, dass die
Ressourcen, um wieder auf die Beine zu kommen, jetzt erst einmal alle weg sind. Es
muss also jetzt auf der einen Seite kurzfristig Nothilfe geleistet werden. Man muss
– möglichst flächendeckend – Wasser, Nahrungsmittel, medizinische Versorgung zu den
Menschen bringen.“