Ostafrika: Trotz Hilfen – eine halbe Million Kinder ist bedroht
„Am Horn von Afrika
sterben täglich hunderte von Menschen. Wir müssen eine humanitäre Katastrophe riesigen
Ausmaßes vermeiden.“ Das sind die Worte von Jacques Diouf, Generaldirektor der Welternährungsorganisation
an diesem Mittwoch. 120 Millionen Dollar Soforthilfe bräuchte die Landwirtschaft in
der Region. Genauso wichtig seien mittel- und langfristige Investitionen und Aufbauhilfen.
Und
dennoch: Am Dienstag haben die Hilfswerke einen kleinen, aber ersten Teilerfolg verzeichnet.
Die Hilfe in Somalia läuft an. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR)
startete eine Serie von Hilfsprogrammen für die Dürreopfer im Zentrum und im Süden
des Landes. Der Zugang zu den Gebieten sei weiterhin schwierig, berichtete das Hilfswerk.
Doch gemeinsam mit Partnerorganisationen sei es gelungen, Hilfspakete an rund 90.000
Menschen in Mogadischu und im Südwesten Somalias zu verteilen. Mehr als 100.000 Menschen
erhielten Nothilfepakete, weitere Hilfslieferungen seien auf dem Weg.
Insgesamt
zehn Millionen Menschen sind nach UNO-Angaben im ostafrikanischen Dreiländereck Somalia-Kenia-Äthiopien
auf Hilfe angewiesen. Die Hilfsmöglichkeiten in Somalia selbst müssten weiter verbessert
werden, so das Flüchtlingshilfswerk. Wichtig sei vor allem medizinische Hilfe, damit
weniger Menschen gezwungen seien, in die Nachbarländer zu fliehen, deren Camps bereits
vollkommen überfüllt sind. „Noch nie habe ich in einem Flüchtlingscamp Menschen in
einem so verzweifelten Zustand gesehen“, sagte der Chef des UNO-Flüchtlingskommissariats,
Antonio Guterres, vergangene Woche nach einem Besuch des Lagers in Dadaab in Kenia.
Schätzungsweise
430.000 Somalier sind wegen der Dürre und des bewaffneten Konflikts in ihrer Heimat
in die Nachbarländer geflohen. In Dadaab leben derzeit rund 380.000, „jeden Tag kommen
über 1.000 Menschen hinzu“, berichtet Michael Klaus, Unicef-Mitarbeiter in Kenia.
„Dadaab
ist ein riesiges, steppenartiges Gebiet. Es ist sehr trocken und windig. Alles ist
staubig. Die Kinder in dem Lager sind mit Staub bedeckt. Selbst nach einem Tag in
dem Lager in Dadaab merkt man, dass sich der Staub auch in der Lunge festsetzt und
dass einem das Atmen schwer fällt. Unicef bereitet mit den Behörden vor Ort gerade
eine große Impfkampagne vor, um den Ausbruch großer Epidemien zu verhindern.“
Die
verheerende Dürre am Horn von Afrika könne einer halben Million Kinder das Leben kosten.
Mehr als zwei Millionen Kinder sind nach Unicef-Angaben mangelernährt. Für die Rettung
in andere Gebiete seien viele Menschen bereits zu schwach. Das Kinderhilfswerk ruft
wie andere Nichtregierungsorganisationen dringend zu Spenden auf – und verspricht
Kontrollen. Michael Klaus:
„Die Umsetzung der Programme zu überwachen ist
tatsächlich eine Herausforderung in einem Umfeld wie Somalia. Unicef legt sehr viel
Wert drauf, dass regelmäßige Überwachungsmissionen stattfinden. Es wird genau Buch
geführt, wie das Geld umgesetzt wird. Man kann also sehr sicher sein, dass die Hilfe
die Kinder auch erreicht.“
Hitze und Dürre seien die Hauptursache für die
aktuelle Notsituation in Ostafrika, doch die Menschen litten unter einem „dreifachen
Schock“, so der Unicef-Mitarbeiter:
„Hinzu kommen die drastisch angestiegenen
Lebensmittelpreise. Grundnahrungsmittel kosten teilweise 200 Prozent mehr als noch
im vergangenen Jahr. Der Konflikt in Somalia, der bereits seit 20 Jahren anhält, hat
sich in den vergangenen Wochen und Monaten weiter verschärft, so dass tausende Menschen
in die benachbarten Länder flüchten. Wir sprechen momentan von einem dreifachen Schock,
der die Menschen dort heimgesucht hat.“