Somalia: „Totalversagen der internationalen Gemeinschaft“
Die Vereinten Nationen
beginnen in diesen Tagen mit ihrer Hilfe für die Dürreopfer am Horn von Afrika. Mit
einer Luftbrücke werden erste Nahrungsmittel und Medikamente in die Zentralregion
Somalias geflogen, 200 Kilometer nordwestlich von Mogadischu. Ob das ausreichen wird,
bleibt zweifelhaft, so Douglas Duale, Mitarbeiter der Botschaft Somalias in Italien,
im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Die Wurzel des Problems ist die Tatsache,
dass das Land seit 1991 ohne Regierung ist. Alle Regierungen, die es seither gegeben
hat, waren so genannte Übergangsregierungen. Die jetzige Führung kontrolliert nicht
mehr als ein paar Kilometer in der Hauptstadt Mogadischu. Und dennoch zahlen die Vereinten
Nationen jeden Monat die Gehälter für sechs- bis zehntausend Friedenssoldaten, die
aus anderen afrikanischen Staaten kommen und die ihre Kasernen erst gar nicht verlassen.
Wir stehen hier vor einem Totalversagen der internationalen Gemeinschaft! Sie müsste
eigentlich mit humanitärer Hilfe intervenieren!“
Eine Einschätzung,
die auch der Bischof von Dschibuti, Giorgio Bertin, teilt. Hilfsorganisationen würden
an ihrer Tätigkeit gehindert oder sogar aus dem Land vertrieben, die Warlords dürften
ungeschoren ihre Macht ausüben. Die direkte Hilfe muss begleitet werden vom Aufbau
eines Staates, man brauche ein Bewusstsein, aus dem neu eine Gesellschaft wachsen
könne, in der Hilfe möglich wird. „Ich denke dabei an die Tragödie von 1992 zurück,
bei der eine halbe Million Menschen durch den Hunger und das Chaos starben“, so Bertin.
Er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft diesmal schneller handle. Umso dankbarer
ist Bertin für die Worte des Papstes zum Angelus am Sonntag, in dem Benedikt XVI.
seine eigene Sorge zum Ausdruck brachte:
„Ich bin sehr dankbar für diese
Worte, denn sie ermutigen die internationale Gemeinschaft, einzugreifen.“
Bereits
in der Vergangenheit habe der Papst immer wieder Stellung bezogen, allerdings eher
politisch. Nun stünde aber die Hilfeleistung im Zentrum seines Appells.
„Bereits
in der Vergangenheit haben mir Vertreter Somalias immer wieder Briefe geschrieben,
die ich dem Papst weiterleiten sollte. Sie bedanken sich dafür, dass der Papst die
Aufmerksamkeit auf die Probleme Somalias lenkt.“