2011-07-17 08:22:19

Österreich: Tausende verfolgten Habsburg-Beisetzung


RealAudioMP3 Ende einer Ära: Otto von Habsburg ist am Samstag in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt worden. Zuvor hatten Bischöfe aus allen Teilen der früheren Donaumonarchie das Requiem für den Kaisersohn im Stephansdom gefeiert. Tausende von Menschen verfolgten die Messe mit Kardinal Christoph Schönborn als Hauptzelebrant über Videoleinwände. An diesem Sonntag Nachmittag wird das Herz des Politikers, der im Alter von 98 Jahren in Bayern gestorben ist, im ungarischen Benediktinerkloster Pannonhalma beigesetzt.

Zu Beginn des Gottesdienstes von Wien verlas der Päpstliche Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, ein Beileidsschreiben. Darin würdigt Papst Benedikt den Verstorbenen als „großen Europäer“, der sich unermüdlich „für den Frieden, das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung auf dem Kontinent eingesetzt“ habe. Hundert Priester beteiligten sich am Requiem, der Domchor sang, die sieben Kinder des Verstorbenen lasen Fürbitten, Kränze aus Rosen schmückten den Sarg. Zahlreiche Staatsgäste waren gekommen, unter ihnen die Monarchen von Schweden, Luxemburg und Liechtenstein und Prinz Hassan von Jordanien, sowie Spitzenpolitiker aus Georgien, Kroatien, Mazedonien und Tschechien, ferner Vertreter der österreichischen Republik: Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger. Die Europäische Union, für die Habsburg von 1979 bis 1999 als Abgeordneter im EU-Parlament tätig war, war durch Parlamentspräsident Jerzy Buzek vertreten.

Schönborn: „Er war ein Friedenstifter“

In seiner Predigt würdigte Kardinal Schönborn den Verstorbenen als Friedensstifter und als Vorbild für die rechte Haltung, ein Leben voller Umbrüche und unerwarteter Situationen zu meistern. Jeder Mensch, so Schönborn, sei von Gott gewollt, einzigartig und habe seine eigene unverwechselbare Berufung. Otto von Habsburg habe sowohl die Gabe besessen, „sich wach und ohne Scheu auf völlig neue Situationen einzulassen“. Gleichzeitig habe er den Mut und die Entschiedenheit gezeigt, „an dem festzuhalten, was er als Erbe und Auftrag aus seiner Herkunft ansah“.

In seinem Auftrag, seiner Berufung, „das gedeihliche Zusammenleben der Völker und Kulturen, der Sprachen und Religionen zu fördern“, sei Otto von Habsburg ein Friedensstifter gewesen: „im Geist des Evangeliums, das die Friedensstifter preist“. In der „in vieler Hinsicht segensreichen“ Regierungszeit Franz Josephs habe es wohl keinen schwereren, folgenreichen Fehler gegeben, als den Krieg zu erklären, der zum I. Weltkrieg wurde und dessen „bittere, giftige Früchte“ auch „die beiden schlimmsten, massenmordenden Ideologien“ der Menschheit gewesen seien. „Dürfen wir das Lebenswerk dieses großen Verstorbenen nicht auch als einen unermüdlichen Versuch verstehen, das Unglück, das der I. Weltkrieg über Europa, über die Menschheit gebracht hat, wieder gutzumachen?“, sagte der Wiener Erzbischof.

Habsburg habe das Erbe seiner Familie als Auftrag und Berufung verstanden, aber „nicht der Vergangenheit nachgetrauert“. Er habe sich aber „auch nicht von jenen einschüchtern lassen, die die Vergangenheit kleinreden möchten und nur deren Schattenseiten sehen wollen.“ Otto von Habsburg habe das Gottesgnadentum auch nicht als ein Anrecht auf eine Herrschaftsposition verstanden, sondern „zuerst als Verantwortung“: „als Auftrag, die anvertrauten Aufgaben, in die wir hineingestellt sind, in Verantwortung vor Gott wahrzunehmen“. So habe Habsburg „vorgelebt, wie wir unverkrampft aus dem Gestern für das Morgen schöpfen können“. In Sachen Umgang mit der Geschichte dürfe Österreich, so Schönborn, noch von Otto von Habsburg lernen – „und Lernen war noch nie eine Schande“.

Zum Schluß die Kaiserhymne

Schönborn würdigte an Habsburg auch die „große Gabe der Demut“. Zahllosen Menschen sei an ihm aufgefallen, dass er keinerlei Standesdünkel gehabt habe. „Wie gut“, so Schönborn, „täte es uns allen, auch ohne aus dem kaiserlichen Haus zu stammen, uns der königlichen Würde jedes Christen, jedes Menschen bewusst zu sein, von der die jüdisch-christliche Tradition so mächtig Zeugnis gibt.“ Diese in seinem Glauben wurzelnde Überzeugung habe es Otto von Habsburg ermöglicht, „Menschen unterschiedlichster Herkunft auf Augenhöhe zu begegnen“.

Das Requiem für Otto von Habsburg endete mit der „Kaiserhymne“: „Gott erhalte, Gott beschütze...“). Dann formierte sich unter dem Geläute der Pummerin der Trauerzug. Tiroler Schützen begleiteten den Sargwagen durch die Hofburg zur Kapuzinerkirche. Dort wurde der Habsburger dann beigesetzt. Der vorerst letzte Akt in einem über siebenhundertjährigen Drama.

(kap 17.07.2011 sk)








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