2011-07-15 09:54:55

Irland: Der Albtraum nimmt kein Ende


RealAudioMP3 Die Missbrauchsskandale der Vergangenheit machen der Kirche in Irland weiter zu schaffen: Vor zwei Tagen wurden in Dublin die Schlussfolgerungen aus einem neuen Missbrauchs-Bericht veröffentlicht, 400 Seiten, das Ergebnis von zwei Jahren Untersuchung durch die irische Regierung. Die geschilderten Missbrauchsfälle betreffen 19 Priester aus dem Bistum Cloyne im Zeitraum 1996 bis 2009. Schon 2008 hatte ein von der Kirche in Auftrag gegebener Bericht dem damaligen Bischof von Cloyne, John Magee, vorgeworfen, in einer Reihe von Fällen nicht die Polizei eingeschaltet zu haben. Der Bischof war daraufhin zurückgetreten. Irlands Kirche wird derzeit von einer Apostolischen Visitation auf ihren Umgang mit Missbrauchsfällen in der Vergangenheit durchleuchtet. Donal McKeown ist Weihbischof von Down and Connor und Verantwortlicher für Jugendseelsorge:

„Der neue Bericht kritisiert nicht nur das Bistum Cloyne, sondern auch die Behörden und die Polizei. Der Erzbischof von Cashel, der Cloyne seit zweieinhalb Jahren verwaltet, hat schon eingeräumt, dass sich das Bistum im fraglichen Zeitraum nicht an die Prozeduren gehalten hat, die die irische Kirche schon vor fünfzehn Jahren aufgestellt hatte. Man sollte präzisieren, dass der Bericht feststellt, was schon vor drei Jahren von einer Kommission der Kirche selbst gesagt wurde, nämlich vom nationalen Rat der Kirche für den Kinderschutz. Der Staat hat also ein Faktum untersucht, das wir selbst im Innern der Kirche aufgedeckt haben. Der für den Bericht verantwortliche Richter hat immerhin zwei Punkte herausgearbeitet, die für die Kirche sprechen. Erstens: dass alles schon von der Kirche selbst aufgedeckt worden ist, und zweitens, dass die Kirche schon länger genug interne Regeln hat, um theoretisch der sicherste Ort für junge Leute im irischen Staat zu sein.“

Theoretisch – denn der Fall Cloyne zeigt klar, dass das System Lücken und Schlupflöcher hat. Das räumt auch Bischof McKeown ohne Umschweife ein:

„Sie haben sich nicht an die vereinbarte Prozedur gehalten, und das ist für uns dramatisch, denn dieses Verhalten setzt alle Bistümer in ein schlechtes Licht. Ich höre schon die Leute fragen: Wie können wir denn dann glauben, dass wirklich alle anderen Bistümer auch wirklich tun, was sie behaupten? Unser nationaler Rat für Kinderschutz, der die Probleme im Bistum Cloyne entdeckt hat, ist aber davon überzeugt, dass heute alle Bistümer Irlands die Regeln zum Kinderschutz beachten. Und wenn jemand kommt, um Missbrauchsfälle anzuzeigen, wird diese Anzeige sofort an die zivilen Behörden weitergeleitet.“

Die Dubliner Regierung bestellte am Donnerstag nach Bekanntwerden des Berichtes den Päpstlichen Nuntius ein. Erzbischof Giuseppe sollte Stellung nehmen zu dem Vorwurf, der Vatikan habe irischen Bischöfen in einem Schreiben 1997 davon abgeraten, pädophile Priester der Polizei zu melden. Ministerpräsident Enda Kenny erklärte, dass der Vatikan Kirchenrecht über das irische Strafrecht stelle, sei „absolut schändlich“. Das Irland des 21. Jahrhunderts werde sich nicht länger katholischer Macht fügen, erklärte Kenny. Der Regierungschef kündigte ein Gesetz an, das das Zurückhalten von Beweisen über Kindesmissbrauch strafbar macht. Das solle selbst für Informationen gelten, die ein Priester während der Beichte erfährt.

(rv 15.07.2011 sk)








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