Flüchtlinge in Afrika: „Wenn wir das mit Lampedusa vergleichen... “
Hilfswerke sind besorgt
über die extreme Dürre in Ostafrika: Im Grenzgebiet zwischen Kenia, Somalia und Äthiopien
hat es in den vergangenen sieben Monaten keinen Niederschlag gegeben. Nur zwei Jahre
nach der letzten Katastrophe stehen die Länder am Horn von Afrika damit vor der schwersten
Dürre seit sechzig Jahren.
Mehr als zehn Millionen Menschen in der Region
sind bereits vom Hunger betroffen. Am dramatischsten ist die Lage in Somalia, wo der
seit zwanzig Jahren andauernde Bürgerkrieg schon mehrere hunderttausend Menschen in
die Flüchtlingslager getrieben hat. Im kenianischen Dadaab kommen täglich rund 1.400
Menschen aus Somalia an, oft nach wochenlangem Fußmarsch. „Das ist die klassische
Krise, die sich immer weiter ausweitet“, beobachtet Marco De Ponte vom Hilfswerk Action
Aid, das seit langem in der Region aktiv ist. „Allein eine halbe Million Kinder ist
derzeit unmittelbar vom Hungertod bedroht. Diese Zahl wird noch wachsen, wenn man
nicht bald etwas für die Landwirtschaft in diesen Ländern tut: Die Leute müssten dringend
aussäen, um in ein paar Monaten etwas ernten zu können.
Die Hungerkrise sorgt
für Flüchtlingsströme, von denen wir uns in Europa kaum Vorstellungen machen. Nicht
auf der italienischen Insel Lampedusa, sondern in Dadaab liegt das größte Flüchtlingslager
der Welt. „Dieses Lager im südlichen Kenia kann bis zu 90.000 Menschen aufnehmen –
im Moment beherbergt es aber wegen dieser Hungermigranten 380.000 Menschen! Wenn wir
das mit unseren Dramen in Lampedusa vergleichen! Bedenken wir aber auch, wie eingeschränkt
die Möglichkeiten Kenias sind, auf einen solchen Ansturm zu antworten, und dann bedenken
wir die Dimension dieses Dramas.“
„Action Aid“ ist in allen Ländern am Horn
von Afrika vertreten. De Ponte ruft die Medien auf, über die Dürre-Katastrophe zu
berichten, damit Staaten und Hilfswerke in aller Welt auf die Lage aufmerksam werden.