Glockenläuten, Feuerwerk,
Jubel in Juba: Der Südsudan ist unabhängig. Um Mitternacht Ortszeit wurde aus ihm
der 54. Staat Afrikas. Zehntausende von Menschen feierten in der Hauptstadt Juba die
Loslösung des Landesteils, in dem vor allem Christen wohnen, vom islamisch dominierten
Nordsudan. Afrikas größtes Land Sudan ist damit geteilt – nach Jahrzehnten der Konflikte
und Kriege. Der Norden hat die Unabhängigkeit des Südens anerkannt. Zahlreiche ausländische
Delegationen, UNO-Generalsekretär Ban ki-Moon, auch dreißig afrikanische Staatschefs,
sind zur offiziellen Verlesung der Unabhängigkeitserklärung nach Juba gereist. Als
Vertreter des Vatikans kamen im Auftrag des Papstes Kardinal John Njue von Nairobi
sowie, u.a., Erzbischof Leo Boccardi, der Päpstliche Nuntius im Sudan. Die sudanesische
Bischofskonferenz hat erklärt, sie wolle geeint bleiben.
Vatikan-Delegation
in Juba
„Die Sudanesen sind frei in ihren Entscheidungen: Sie können
die richtige konstitutionelle Form finden, um ihre Widersprüche und Kämpfe im Respekt
vor den Eigenheiten ihrer einzelnen Gruppen beizulegen.“ Das ist ein Zitat von Papst
Johannes Paul II., an das in diesen Stunden Vatikansprecher Federico Lombardi erinnert.
„Am 10. Februar 1993 verbrachte Johannes Paul einen intensiven, außerordentlichen
Tag in Khartum, sprach mutig von Gerechtigkeit und Freiheit und traf sich vor allem
mit Katholiken aus dem Südsudan, die damals vor dem Bürgerkrieg nach Norden geflohen
waren.“
„Jetzt sind 18 Jahre vorbei, und man schätzt, dass in der Zeit zwei
Millionen Menschen getötet und vier Millionen zur Flucht gezwungen wurden. Aber jetzt
besteht Hoffnung, dass der Krieg wirklich vorüber ist und das die neue Republik Südsudan,
für die die erdrückende Mehrheit ihrer Einwohner votiert hat, in Frieden eine neue
Geschichte beginnen kann.“
Eines der ärmsten Länder der Welt
Zahlreiche
Südsudanesen sind Katholiken. Der Vatikan pflegt seit 1972 stabile diplomatische Beziehungen
zur Regierung im Norden, so Lombardi. Ein etwaiges Gesuch der südsudanesischen Regierung
um Aufnahme diplomatischer Beziehungen werde der Vatikan mit der gebotenen Sorgfalt
prüfen. Am Donnerstag hatte der vatikanische Aussenminister Erzbischof Dominique Mamberti
eine Delegation des sudanesischen Parlaments empfangen.
„Trotz seiner
Ressourcen wird der Südsudan zunächst eines der ärmsten Länder der Welt sein. Er wird
sich außerordentlichen Schwierigkeiten für seine innere Einheit gegenübersehen. Aber
seine Einwohner – und wir mit ihnen – hoffen, eine Zukunft der Freiheit und des Friedens
aufbauen zu können. Die erstaunliche, außerordentliche Vitalität der Völker des Sudan
ist nicht erschöpft, aber sie braucht konkrete, starke Solidarität von der Welt und
von der Kirche, um blühen zu können. Lassen wir es daran nicht fehlen!“
Der
Vatikan lädt die internationale Staatengemeinschaft ein, sowohl den Sudan als auch
den Südsudan zu unterstützen. Zur Achtung aller Menschenrechte gehöre vor allem die
Achtung der Religionsfreiheit, so Jesuitenpater Lombardi.