Katholische Bischöfe
und Verbände sind enttäuscht über die Zulassung von PID in Deutschland. Der Deutsche
Bundestag hat die umstrittene Methode am Donnerstag mit einer Mehrheit von 326 Stimmen
unter Auflagen erlaubt. „Wir deutschen Bischöfe hatten uns intensiv für ein klares
Verbot der PID eingesetzt“, sagt dazu Robert Zollitsch, der Erzbischof von Freiburg,
der auch an der Spitze der deutschen Bischofskonferenz steht. „In Übereinstimmung
mit den Ergebnissen der embryonalen Forschung geht die katholische Kirche davon aus,
dass mit der Vereinigung von menschlicher Ei- und Samenzelle ein neues menschliches
Leben entsteht.“
Die Kirche verstehe zwar die „Nöte von Eltern“ und den
„Wunsch nach einem gesunden Kind“. Doch die „Selektion von menschlichen Embryonen“
sei ein Verstoß gegen „das Achtungsgebot der Menschenwürde“.
„Jeder Mensch
ist einmalig als Person und Träger seiner unverfügbaren Würde, unabhängig von seinem
Entwicklungsstand, seinen aktuellen Fähigkeiten, seinen Begabungen, Stärken, Schwächen
oder seiner sozialen Stellung und zwar in allen Phasen seines Daseins!“
Die
Bischöfe wollen nun „mit Nachdruck“ darauf drängen, die im Gesetz erwähnten Ausnahmefälle,
in denen die PID nicht rechtswidrig sein wird, „eng zu umgrenzen“, so der Erzbischof.
Eine „immer weitere Ausdehnung der Anwendungsfälle von PID“ müsse verhindert werden.
„Das nun beschlossene Gesetz wirft neue Fragen auf. Beispielsweise ist
nicht geklärt, ob den Eltern die bei der Untersuchung durch Zufall miterhobenen sogenannten
Nebenbefunde (zum Beispiel das Geschlecht) mitgeteilt werden.“
Auch Bundestagsvizepräsident
Wolfgang Thierse ist beunruhigt über die beschlossene Zulassung der Präimplantationsdiagnostik.
Im Interview mit dem Kölner Domradio fordert der SPD-Politiker, der zum Zentralkomitee
der deutschen Katholiken gehört, Christen sollten künftig noch stärker für die Menschenwürde
eintreten. „Bisher galt der Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an. Nun
wird dieser Schutz des menschlichen Lebens abgestuft. Die Präimplantationsdiagnostik
besteht doch darin, dass eine Mehrzahl von Embryonen erzeugt werden muss, um einen
zu verwenden. Diejenigen, die genetisch schlechte Eigenschaften haben, werden verworfen
- also dem Tode übergeben. Das ist wirklich ein Einstieg in einen Prozess, der mich
beunruhigt, weil Menschenwürde sozusagen am Anfang des Lebens geringer geschätzt wird
als bisher.“ Wie schon in der Bundestagsdebatte findet Thierse auch im Interview
nach dem Votum scharfe Worte zur PID. „PID ist Auswahl, ist Selektion - und
das ist beunruhigend. Das war unserer Rechtsordnung bisher gänzlich fremd.“ Er
wolle „nicht wie Kassandra reden“, so der Politiker, aber „es ist nicht auszuschließen,
dass der Druck größer wird, sich genetisch untersuchen zu lassen“: „Wenn eine
junge Frau ein Kind mit Behinderung gebärt, wird dann der Vorwurf kommen: Warum hast
Du Dich nicht genetisch untersuchen lassen? Warum hast Du das nicht ausgeschlossen?
Es ist durchaus zu befürchten, dass die gesellschaftliche Atmosphäre in dieser Hinsicht
sich verändert.“