Vatikan: „Wir müssen das Vertrauen der Orden neu gewinnen“
Der Vatikan will sich neu um das Vertrauen der Ordensgemeinschaften bemühen. Das sagte
der Leiter der Kongregation für die Ordensleute, Erzbischof João Bráz De Aviz, in
einem Interview mit der italienischen Zeitung 30Giorni. Viel Vertrauen sei in der
Vergangenheit verloren worden, so der Brasilianer Bráz. Als Beispiel nennt er die
Visitation der Frauenorden in den USA, die sein Vorgänger, Kardinal Franc Rodé, begonnen
hatte. Man habe Misstrauen und Opposition gefunden, nun versuche man aber, neu zuzuhören.
Bráz wörtlich: „Natürlich gibt es Probleme, aber wir müssen anders mit ihnen umgehen,
ohne vorherige Verurteilungen“. In den Interview geht der frühere Erzbischof von
Brasilia auch auf die Situation der Legionäre Christi ein, die nach Aufdeckung des
Doppellebens ihres Gründers vom Vatikan untersucht werden. Er selber sei schon als
Bischof skeptisch gewesen, was den Mangel an Vertrauen in die persönliche Freiheit
angeht, die er in den Strukturen der Gemeinschaft wahrgenommen habe. Deswegen habe
er selbst seine Seminaristen aus den Ausbildungsstellen der Legionäre herausgenommen. Den
größten Teil des Interviews nimmt die Theologie der Befreiung ein. Sie seien damals
Idealisten gewesen, sagt Bráz, und gerade auch Menschen aus armen Familien wie er
selbst habe die Option für die Armen große Hoffnung gegeben. Und obwohl es auch traurige
Entwicklungen gegeben habe, so sei er doch überzeugt, dass in dieser Zeit „etwas Großes
mit der gesamten Kirche geschehen sei.“ Es gebe nun zum Beispiel in der Kirche die
Überzeugung, dass menschliche Sünde Strukturen der Sünde schaffe. Auch sei Gottes
Bevorzugung der Armen neu betont worden.