2011-07-05 15:25:59

Neuer Berliner Erzbischof: „Kirche ist keine Moralanstalt“


Seine Einstellung zu Homosexualität und Pläne für die Ökumene – bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nahm der künftige Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki, zu teilweise kontroversen Fragen Stellung. Woelki war am vergangenen Samstag zum Erzbischof der deutschen Hauptstadt ernannt worden; er folgt damit dem verstorbenen Erzbischof von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky nach.

In Berlin sei „in den vergangenen Jahren viel Gutes gewachsen“ – Rainer Maria Woelki lobte gleich zu Beginn der Pressekonferenz die Arbeit im Erzbistum. In Berlin müsse man „die Kirche nicht neu erfinden“, so der bisherige Kölner Weihbischof mit Dank an seinen verstorbenen Vorgänger, Georg Kardinal Sterzinsky. Hinsichtlich seiner Aufgaben als Bischof in der deutschen Hauptstadt verwies Woelki klar auf seine geistliche Berufung; er sei „kein Politiker“, auch wenn er zu politischen Themen Stellung beziehen werde. Ebensowenig sehe er die Rolle der Kirche als „Moralanstalt“, fuhr Woelki fort, der auch auf das mehrfach angesprochene Thema Homosexualität einging:

„Und deshalb sollte auch ein Bischof mit dem moralischen Zeigefinger vorsichtig umgehen und nicht damit dauernd herumfuchteln. Die Kirche ist für mich eher eine Gemeinschaft von Suchenden, Glaubenden, die miteinander unterwegs sind, die ihr Leben ausgerichtet haben auf Gott. Die Kirche möchte dazu verhelfen, dass sie ihr Lebensglück finden, von dem wir sagen, dass das Gott ist. In diesem Sinne habe ich Respekt vor allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und persönlicher Veranlagung.“

Zentrum der pastoralen Arbeit in der deutschen Hauptstadt sei die Frage der (Neu-)Evangelisierung, so der designierte Berliner Erzbischof weiter. Sie ist neben der Ökumene auch Thema des bevorstehenden Besuches von Papst Benedikt XVI.

„Also, es wird darum gehen, wie es überhaupt hier gelingen kann, Gott ins Gespräch zu bringen, Gott lebendig zu halten, wie wir Menschen auf ihrer Suche nach Halt und Orientierung begleiten können. Wie wir Antworten auf diese Fragen finden können. Für mich wird auch wichtig, die Menschen am Rande der Gesellschaft im Blick zu behalten - dass wir eben auch hier unser karitatives Angebot aufgestellt wissen.“

Mit Blick auf den Papstbesuch in Berlin zeigte sich der künftige Erzbischof zuversichtlich und lobte die bis dato geleistete Arbeit. Hinsichtlich der ökumenischen Zusammenarbeit in Berlin markierte er Kontaktfreudigkeit: Er werde den Kontakt zur evangelischen Kirche suchen und habe von deren Seite bisher auch gute Signale erhalten. Wichtig sei, sich im Respekt zu begegnen, unterstrich Woelki:

„Dass es auch Unterschiede zwischen uns gibt, will ich nicht verschweigen.“

Das Wichtigste für ihn, so Woelki, werde es sein, „genau hinzuhören“. Und genau das wünscht er sich auch für seine Person. „Ich wäre froh und dankbar, wenn ich ein bisschen Zeit hätte, dass Sie auch mich ein bisschen kennen lernen.“ Von plakativen Zuordnungen wie konservativ oder liberal halte er dabei wenig. Es könne nur darum gehen, „mit Christus in Kontakt zu stehen“. Ob dies in Berlin - dem Bistum, das Papst Johannes Paul II. einst als das „schwierigste der Welt“ bezeichnete – „schwer“ oder „leicht“ werde, sei für ihn nicht das Entscheidende. „Es wird überall leicht sein, wenn ich meinen Glauben bezeugen kann.“

(domradio/rv 05.07.2011 pr)








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