Neuer Berliner Erzbischof: „Kirche ist keine Moralanstalt“
Seine Einstellung zu Homosexualität und Pläne für die Ökumene – bei seinem ersten
öffentlichen Auftritt nahm der künftige Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki,
zu teilweise kontroversen Fragen Stellung. Woelki war am vergangenen Samstag zum Erzbischof
der deutschen Hauptstadt ernannt worden; er folgt damit dem verstorbenen Erzbischof
von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky nach.
In Berlin sei „in den vergangenen
Jahren viel Gutes gewachsen“ – Rainer Maria Woelki lobte gleich zu Beginn der Pressekonferenz
die Arbeit im Erzbistum. In Berlin müsse man „die Kirche nicht neu erfinden“, so der
bisherige Kölner Weihbischof mit Dank an seinen verstorbenen Vorgänger, Georg Kardinal
Sterzinsky. Hinsichtlich seiner Aufgaben als Bischof in der deutschen Hauptstadt verwies
Woelki klar auf seine geistliche Berufung; er sei „kein Politiker“, auch wenn er zu
politischen Themen Stellung beziehen werde. Ebensowenig sehe er die Rolle der Kirche
als „Moralanstalt“, fuhr Woelki fort, der auch auf das mehrfach angesprochene Thema
Homosexualität einging:
„Und deshalb sollte auch ein Bischof mit dem moralischen
Zeigefinger vorsichtig umgehen und nicht damit dauernd herumfuchteln. Die Kirche ist
für mich eher eine Gemeinschaft von Suchenden, Glaubenden, die miteinander unterwegs
sind, die ihr Leben ausgerichtet haben auf Gott. Die Kirche möchte dazu verhelfen,
dass sie ihr Lebensglück finden, von dem wir sagen, dass das Gott ist. In diesem Sinne
habe ich Respekt vor allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und
persönlicher Veranlagung.“
Zentrum der pastoralen Arbeit in der deutschen
Hauptstadt sei die Frage der (Neu-)Evangelisierung, so der designierte Berliner Erzbischof
weiter. Sie ist neben der Ökumene auch Thema des bevorstehenden Besuches von Papst
Benedikt XVI.
„Also, es wird darum gehen, wie es überhaupt hier gelingen
kann, Gott ins Gespräch zu bringen, Gott lebendig zu halten, wie wir Menschen auf
ihrer Suche nach Halt und Orientierung begleiten können. Wie wir Antworten auf diese
Fragen finden können. Für mich wird auch wichtig, die Menschen am Rande der Gesellschaft
im Blick zu behalten - dass wir eben auch hier unser karitatives Angebot aufgestellt
wissen.“
Mit Blick auf den Papstbesuch in Berlin zeigte sich der künftige
Erzbischof zuversichtlich und lobte die bis dato geleistete Arbeit. Hinsichtlich der
ökumenischen Zusammenarbeit in Berlin markierte er Kontaktfreudigkeit: Er werde den
Kontakt zur evangelischen Kirche suchen und habe von deren Seite bisher auch gute
Signale erhalten. Wichtig sei, sich im Respekt zu begegnen, unterstrich Woelki:
„Dass
es auch Unterschiede zwischen uns gibt, will ich nicht verschweigen.“
Das
Wichtigste für ihn, so Woelki, werde es sein, „genau hinzuhören“. Und genau das wünscht
er sich auch für seine Person. „Ich wäre froh und dankbar, wenn ich ein bisschen Zeit
hätte, dass Sie auch mich ein bisschen kennen lernen.“ Von plakativen Zuordnungen
wie konservativ oder liberal halte er dabei wenig. Es könne nur darum gehen, „mit
Christus in Kontakt zu stehen“. Ob dies in Berlin - dem Bistum, das Papst Johannes
Paul II. einst als das „schwierigste der Welt“ bezeichnete – „schwer“ oder „leicht“
werde, sei für ihn nicht das Entscheidende. „Es wird überall leicht sein, wenn ich
meinen Glauben bezeugen kann.“