Trauer und Anerkennung
nach dem Tod von Kardinal Georg Sterzinsky: Spitzenvertreter aus Kirche, Gesellschaft
und Politik haben das Wirken des am Donnerstag verstorbenen früheren Berliner Erzbischofs
gewürdigt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte ihn eine „bedeutende Persönlichkeit,
die sich über den kirchlichen Bereich hinaus hohes Ansehen“ erworben habe. Bundesinnenminister
Hans-Peter Friedrich hob Sterzinsky als „Seelsorger“ hervor, „der sich vor allem den
Menschen am Rande der Gesellschaft annahm“. Die Jüdische Gemeinde Berlin erklärte,
der Kardinal sei ein Mitstreiter im Kampf gegen antisemitische, rassistische und antiisraelische
Tendenzen gewesen.
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl
Jüsten, bestätigt im Gespräch mit dem Kölner Domradio: Aus dem politischen Berlin
habe er nach dem Tod Sterzinskys „überwiegend Trauer“ erfahren. Die krankheitsbedingten
Umstände seines Rücktritts seien bekannt gewesen, sagte Jüsten. „Es war ein starkes
Mitgefühl da und durchaus auch eine Anerkennung seiner Lebensleistung.“ Aus
kirchlicher Sicht seien das Zusammenführen des ehemals geteilten Bistums, die ökumenische
Ausrichtung und die Einheit der Christen das große Verdienst Sterzinskys, unterstrich
Jüsten. Als die desolate Haushaltslage des Bistums offensichtlich wurde – auch eine
Folge der teilungsbedingten Doppelstrukturen – leitete der Kardinal durchgreifende
Reformen ein. Sterzinksy habe den Mut bewiesen, umzusteuern, kommentiert Jüsten.
„Das hat ihm im Bistum sehr viel Unmut eingebracht, auch sehr viel Häme, sehr viel
Widerspruch und auch Ablehnung. Das hat er alles ertragen. So etwas aushalten zu können
und zu ertragen, ist meines Erachtens eine sehr, sehr große Leistung.“ Mit
Blick auf das politische Berlin betonte der Vertreter der Bischofskonferenz in der
Hauptstadt Sterzinskys großes Engagement für die Familie und für die Migranten. Deren
Zahl werde oft unterschätzt, sagte Jüsten. Die Katholiken zählten 40 Prozent ausländische
Mitbürger: „Da hat es noch nie Spannungen oder Verwerfungen gegeben. Im Gegenteil.
Das ist sicher ein bleibendes großes Verdienst, dass der Kardinal diese Integration
vorangetrieben hat.“
Das Requiem für Kardinal Sterzinsky findet am Samstag,
9. Juli, in der Berliner Hedwigs-Kathedrale statt. Nach dem Gottesdienst wird der
Leichnam in der Unterkirche beigesetzt.