2011-06-30 16:08:21

Papst verleiht erstmals „Ratzinger-Preis“ an Theologen


RealAudioMP3 Papst Benedikt XIV. hat an diesem Donnerstag im Vatikan erstmals den neu geschaffenen „Ratzinger-Preis“ verliehen. Die Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche Leistungen ging an drei Theologen. Unter ihnen der Abt des österreichischen Zisterzienserklosters Stift Heiligenkreuz, Maximilian Heim.

Der Nobel-Preis für Theologie war von der neuen Vatikan-Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ ausgeschrieben worden und ist mit 50.000 Euro dotiert. Der 50jährige Preisträger Heim sei einer der „scharfsinnigsten und brillantesten Repräsentanten der jungen Theologengeneration“. So hatte der Leiter des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, Kardinal Camillo Ruini, die Preisverleihung begründet. „Wir wünschen ihm, dass er trotz seiner Aufgaben als Abt, genügend Zeit haben wird, seinen zweifelsfreien Qualitäten als Theologe vollkommenen Ausdruck zu verleihen“, sagte Ruini bei der Preisverleihung in der Sala Clementina.

Die Preisträger
Heim hatte 2004 zur Theologie Josef Ratzingers promoviert. Die Auszeichnung ging außerdem an den 85jährigen italienischen Kirchenhistoriker Manlio Simonetti sowie den 76jährigen spanischen Fundamentaltheologen Olegario Gonzales de Cardedal. Beide hätten sich international Ruhm und Anerkennung erworben, betonte Stiftungs-Beirat Ruini. Beide hätten Glaubensfragen für die heutige Zeit neu erschlossen, unterstrich Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache am Ende der Zeremonie.

Die Stiftung wolle im Sinn Benedikts XVI. zur Verbreitung der Theologie in der Welt von heute beitragen, sagte Kardinal Ruini an den Papst gewandt. Es gelte „Gott, in dieser Welt präsent zu machen und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen“.

Wissenschaft und Glaube
Papst Benedikt sagte nach der Übergabe der Preise, Wissenschaft und Glaube seien kein Gegensatz. Die Theologie bringe vielmehr Glaube und Vernunft zusammen.

Theologie dürfe sich nicht – so wie in der Neuzeit zunächst in vielen Bereichen geschehen – ins Historische zurückziehen, „um ihre ernste Wissenschaftlichkeit zu beweisen“. Zwar seien durch die historische Forschung „neue Lichter auf die christliche Botschaft“ gefallen. „Aber wenn Theologie sich ganz in die Vergangenheit zurückzieht, lässt sie den Glauben heute im Dunklen stehen.“ Ebenso zu kurz greife eine reine Konzentration auf die Praxis, kritisierte Benedikt XVI. Zwar könne Theologie in Verbindung mit Psychologie und Soziologie „praktische Weisungen für das Leben“ schenken. „Doch wenn dabei das Fundament der Theologie, der Glaube, unbedacht bleibt, wird die Praxis leer und grundlos.“

„In der Theologie geht es um die Frage nach der Wahrheit; sie ist ihr letzter und eigentlicher Grund.“ Der Bruch mit „Gewohnheiten“, mit überlieferten Kulthandlungen, sei in der Antike das Revolutionäre des Christentums gewesen – „mit der ,Gewohnheit‘ um der Wahrheit willen“. Der christliche Glaube müsse von seinem Wesen her immer „Theologie hervorbringen, nach der Vernunft des Glaubens fragen“, so der Papst weiter.

Der zweifache Gebrauch der Vernunft
Benedikt XVI. erinnerte an einen „zweifachen Gebrauch der Vernunft“. Heute erscheine eine experimentelle Vernunft „als die einzig wissenschaftlich erklärte Form von Vernünftigkeit“. „Was nicht experimentell verifiziert oder falsifiziert werden kann, fällt aus dem wissenschaftlichen Bereich heraus“, so der Papst. Mit diesem Ansatz sei Großartiges geleistet worden, doch er habe Grenzen: „Gott ist kein Objekt des menschlichen Experimentierens. Er ist Subjekt, und nur in der Begegnung von Person zu Person zeigt er sich.“ Für den Bereich des Personalen, und damit für die großen Fragen des Menschseins gelte folglich „ein zweiter Gebrauch der Vernunft“. Andernfalls fielen „die großen Menschheitsfragen aus dem Bereich der Vernunft heraus“ und würden der Irrationalität überlassen. Benedikt XVI. wörtlich: „Deswegen ist eigentliche Theologie so wichtig. Der rechte Glaube leitet die Vernunft an, sich dem Göttlichen zu öffnen, um Gott unter der Führung der Liebe zur Wahrheit näher kennenzulernen.“

Dankansprache an den „Lehrer Ratzinger"
Im Namen aller Preisträger dankte Maximilian Heim für die Auszeichnung. Zunächst auf Latein, dann auf Deutsch wandte er sich an den Theologen, Bischof und Papst. Heim stammt aus dem fränkischen Kronach und ist seit Februar 2011 Abt von Heiligenkreuz. Er gehört zum „Neuen Schülerkreis Josef Ratzinger/Papst Benedikt XVI.“ und arbeitet unter anderem als Berater für die Herausgabe der Gesammelten Schriften Ratzingers. Vor Kardinälen, Bischöfen und Wissenschaftlern sagte er: „Heiliger Vater, Sie sind, für einige schon seit sechs Jahrzehnten, ein Lehrer, der seine Schüler formt: jemand, der mit wachem Auge und tiefem Gespür unserer Zeit zugewandt ist und ihre Not mitträgt – und gerade deshalb den allzu glatten Lösungen des Zeitgeistes standhält.“

Heim verwies auf Augustinus und Bonaventura. Der Kirchenvater und der Kirchenlehrer sind gleichsam das einende Band im theologische Schaffen der drei Preisträger und Joseph Ratzingers selbst. Ein menschlicher Lehrer könne zwar den Blick des Schülers lenken, zitierte Ratzinger-Schüler Heim Augustinus. „Die eigentliche Unterweisung aber“ käme „von der Wahrheit selbst“. Wörtlich: „Im Bild gesagt: Der ,äußere Lehrer‘ öffnet die Fensterläden, damit das Licht der Wahrheit einströmen kann. Auf diese Weise weckt er den Mutz zur Wahrheit.“

Mitarbeiter an der Wahrheit
Nach Bonaventura müsse der Theologe dem Wort Gottes seine sprachliche Ausdruckskraft zur Verfügung stellen – sich „um Angemessenheit, Klarheit und Schönheit“ bemühen. Der Papst sei auch hier Vorbild: „Sie vermögen es immer wieder aufs Neue sprachliche Klarheit mit der Schönheit des Ausdrucks zu verknüpfen und so dem Leser und Hörer des Wortes Freude an Gott und seiner Kirche zu schenken.“

Theologen seien Mitarbeiter der Wahrheit, betonte Heim im Einklang mit Schriften Joseph Ratzingers/Benedikt XVI. Theologen könnten sich „ohne Furcht dem wissenschaftlichen Disput stellen“ und dabei Glaube und Vernunft, „fides und ratio nicht als Gegensätze begreifen“. „Mit Vernunft fragen wir nach Gott, der die Wahrheit ist, und der Grund und das Ziel der menschlichen Existenz und tun dies ,im Zusammenhang der Überlieferung des christlichen Glaubens‘“.

(rv 30.06.2011 bp)







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