Papst Benedikt XVI.
kondolierte dem apostolischen Administrator von Berlin Weihbischof Matthias Heinrich,
in einem Telegramm. Er würdigte die Aufgabe des Verstorbenen, das ehemals politisch
geteilte Bistum seit dem Fall der Berliner Mauer zu einen. „So galt sein langjähriges
Wirken in besonderer Weise dem Dienst der Versöhnung“, so der Papst wörtlich. Der
Papst würdigte auch den Einsatz des Alt-Erzbischofes für heimatlose Menschen, Flüchtlinge
und Migranten.
In seinem Nachruf würdigte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch den Alt-Erzbischof von Berlin. Die
deutsche Kirche trauere um einen umsichtigen und gläubigen Mann. Er habe seinen Dienst
als Priester und Bischof vor allem als Dienst an den Menschen verstanden, so Zollitsch.
Als ein Mann der leisen Töne sei er immer darauf bedacht gewesen, zusammenzuführen,
nicht zu provozieren. In der DDR habe Sterzinsky bereits Einschüchterungsversuchen
widerstanden, in Berlin sei dann seine Aufgabe die des Zusammenführens von Ost und
West gewesen. Er habe wie kaum ein anderer Bischof in Deutschland zum Wachsen einer
Verbundenheit zwischen Ost und West beigetragen. Ausdrücklich erwähnt er auch das
„beeindruckende Engagement“ des Kardinals in der Migrationskommission der Bischofskonferenz
und im päpstlichen Migrantenrat. Sterzinsky habe selbst im Alter von zehn Jahren aus
Ostpreußen fliehen müssen und habe immer den Migranten und Heimatlosen nahe sein wollen.
Mit Leid und Armut habe er sich nie abfinden wollen, auch nicht in der Millionenstadt
Berlin.
Auch der Diözesanrat des Erzbistums Berlin drückte in einem
Nachruf seine Trauer um Kardinal Sterzinsky aus. Wie Vorsitzende Wolfgang Klose in
seiner Würdigung schreibt, sei man besonders traurig, weil man sich durch die Krankheit
nicht richtig bei ihm habe bedanken können. Die Laien in der Kirche hätten in Sterzinsky
einen Gesprächs- und Bündnispartner verloren, der die synodalen Strukturen der Kirche
geachtet habe. Kirche sei für ihn nicht Ort der Durchsetzung einer Norm gewesen, sondern
- wie Sterzinsky es einmal in einem Gespräch mit dem Vorstand des Diözesanrats formuliert
habe – „Ort der Freiheit und Ermöglichung von Leben". Auch Klose würdigte in seinem
Nachruf ausführlich den Einsatz Sterzinskys für die „Kleinen und Marginalisierten“.
Exemplarisch dafür sei sein Einsatz für die Wagenburg am Engelbecken Mitte der neunziger
Jahre gewesen. Klose wörtlich: „Der Kardinal schweigend im Schlamm auf dem Platz an
der Seite der Wagenburgler, die gerade geräumt werden.“ Laute Medienpräsenz sei nicht
sein Metier gewesen, leibhaftig Solidarität zu zeigen dagegen schon eher, auch gegen
Konventionen.
In einem Brief an Diözesanadministrator Weihbischof Matthias
Heinrich hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Alois
Glück Kardinal Georg Sterzinsky gewürdigt und der ganzen Erzdiözese Berlin sein Beileid
zum Tod ihres Bischofs ausgesprochen. Man erinnere sich in Dankbarkeit für das große
Engagement, das der Alt-Erzbischof dem ZdK gewidmet habe. Auch durch seine langjährige
Tätigkeit als Vorsitzender der Kommission „Ehe und Familie" der Deutschen Bischofskonferenz
habe Kardinal Sterzinsky „Zeugnis abgelegt von der Hoffnung, die uns erfüllt“. Insbesondere
in der Frage nach der Stellung der Frau in der Kirche habe er immer wieder darauf
hingewiesen, dass Frauen im Neuen Testament einen höherwertigen Platz einnahmen als
in der sich dann entwickelnden Praxis der Kirche, unterstreicht Glück.
Erzbischof
Joachim Kardinal Meisner, Vorgänger Sterzinskys als Bischof von Berlin, hat
ihn als unermüdlichen Seelsorger und im Glauben tief verwurzelten Menschen gewürdigt.
„Wir waren zusammen als Kapläne in Heiligenstadt, und schließlich habe ich in seiner
Pfarrei Jena sehr oft als Mitarbeiter der Caritas und später als Weihbischof in Erfurt
mit ihm zusammengearbeitet“, schreibt Meisner in seiner Kondolenz an den Berliner
Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Matthias Heinrich. „Kardinal Sterzinsky zeichnete
sich immer durch einen tiefen Glauben und ein gründliches theologisches Fachwissen
aus, sodass er den Gläubigen klare Wegweisung und Hilfen geben konnte.“ Die Wiedervereinigung
Deutschlands habe Sterzinsky „gleichsam an der Nahtstelle in Berlin“ mitgestaltet.