D: Wo Vernunft geachtet wird, da ist Heiliger Geist
Wenn wissenschaftliche Vernunft auf Mess- und Machbares reduziert wird, geht die Menschlichkeit
verloren. Das sagte Erzbischof Robert Zollitsch am Sonntag in Heidelberg. In seinem
Grußwort zum 625-jährigen Jubiläum der Ruprecht-Karls-Universität erinnerte er daran,
die Vernunft der Wissenschaft müsse auch das „Nicht-Verrechenbare und Zweckfreie,
das eigentlich Geistige“ bedenken, damit die Lebensrealität der Menschen nicht als
kalt empfunden werde. Der Erzbischof erklärte im Ökumenischen Festgottesdienst,
wissenschaftliche Vernunft sei durchaus praktisch, wenn sie das Nicht-Messbare mit
einbeziehe: „Sie fragt nach dem ‚guten Leben‘ und sucht nach dessen Bedingungen.“
Vernunftgeprägtes wissenschaftliches Arbeiten, das diese Komponente mit einbeziehe,
entspreche dem Auftrag des Christentums: „Wo die Vernunft geachtet und die Wahrheit
gesucht wird, da wirkt bereits der Heilige Geist.“ Der Universität Heidelberg wünschte
Zollitsch, sie möge auch in Zukunft ein „hervorragender Ort des Geistes und der Wahrheitssuche“
sein. Mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg feiert die älteste Universität
Deutschlands ihr 625-jähriges Bestehen. Bei einem Festakt wurde am 25. Juni die Neue
Universität wiedereröffnet. Sie war zuvor mit Unterstützung der Initiative „Dem lebendigen
Geist“ vollständig saniert und modernisiert worden.