Lübecker Märtyrer selig gesprochen – Kardinal Kasper ruft zum mutigen Handeln auf
Christen sollten sich
nicht scheuen, mutig zu handeln. Das sagte der langjährige Ökumenebeauftragte des
Papstes, Kardinal Walter Kasper, im Zuge der Seligsprechung der „Lübecker Märtyrer“
an diesem Samstag. Auch heute brauche es „aufrechte Männer und Frauen, die sich nicht
anpassen“, so Kardinal Kasper weiter. Die Gläubigen sollten in christlicher Freiheit
für ihren Glauben einstehen, fügte er an. Der deutsche Kurienkardinal stand dem feierlichen
Pontifikalamt in Lübeck vor. Die katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange
und Eduard Müller waren gemeinsam mit dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink
1943 wegen ihres Widerstands gegen die Nationalsozialisten hingerichtet worden.
Rund
9.000 Teilnehmer Seliggesprochen wurden am Samstag nur die drei Kapläne,
da die evangelische Kirche diese Praxis nicht kennt. Stellbrink erhielt dabei aber
ein ehrendes Gedenken. An der Feier vor der Lübecker Propsteikirche Herz Jesu nahmen
rund 9.000 Menschen aus elf Nationen teil, darunter zahlreiche Vertreter aus Politik
und Gesellschaft sowie etwa 20 katholische und vier evangelische Bischöfe.
Vorbild
für Ökumene Die vier Märtyrer seien auch Vorbild für die Ökumene: Die Spaltung
der Kirchen widerspreche dem Willen Jesu und sei angesichts der großen Herausforderungen,
vor denen Christen gemeinsam stünden, „ein Skandal“, hob Kardinal Kasper hervor. Er
verwies auch darauf, dass Christen die weltweit am meisten verfolgte Religion seien.
Der „manchmal gerechtfertigten, sehr oft aber auch ungerechten Kritik“, die
Christen in Deutschland erlebten, dürfe man nicht mit einem „angepassten stromlinienförmigen
Kulturchristentum“ begegnen, so Kasper weiter. In der Glaubwürdigkeitskrise des Christentums
seien „mutige Zeugen“ gefragt, die für den Aufbau einer christlich-humanen Kultur
stehen, für die Würde des Lebens und gegen Krieg, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit
eintreten. Kasper: „Das Christentum ist keine 'Wellness-Religion', und als Christ
kann man nicht 'everybody's darling' sein wollen.“
Zeugen der Liebe
Gottes Der Leidensweg der vier Geistlichen sei beispielhaft für eine Ökumene
der Märtyrer, erklärte der evangelische Bischof Gerhard Ulrich in einem Geistlichen
Wort im Zuge der Seligsprechungsfeier. Die Christen heute dürften nicht müde werden
in den Bemühungen, das Trennende zwischen den Konfessionen zu überwinden. „Auch bei
allen weiter bestehenden Differenzen zwischen den christlichen Konfessionen kann gesagt
werden: Das, was uns verbindet, ist stärker als das, was uns trennt“, so der Vorsitzende
der Nordelbischen Kirchenleitung.
„Die vier Lübecker Märtyrer sind für mich
von Jesus selbst selig Gesprochene“, sagte Ulrich. „Sie haben in einer Zeit, in der
eine mörderische 'Wahrheit' von den nationalsozialistischen Machthabern verordnet
worden ist, die christliche Wahrheit von der Liebe Gottes zu allen Menschen mit Wort
und Tat bezeugt.“
Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry
Carstensen, würdigte die Seligsprechung als „historisches Ereignis“, auch weil sie
katholische und evangelische Gläubige gemeinsam begingen. „So eine ökumenische Feier
ist einmalig in Deutschland“, so Carstensen. Nach dem Vorbild der „Lübecker Märtyrer“
sei es bis heute wichtig, sich über die Grenzen der Weltreligionen hinweg gegen Unrecht
und Unterdrückung und für Freiheit und Menschlichkeit einzusetzen.