2011-06-25 12:22:07

Lübecker Märtyrer selig gesprochen – Kardinal Kasper ruft zum mutigen Handeln auf


RealAudioMP3 Christen sollten sich nicht scheuen, mutig zu handeln. Das sagte der langjährige Ökumenebeauftragte des Papstes, Kardinal Walter Kasper, im Zuge der Seligsprechung der „Lübecker Märtyrer“ an diesem Samstag. Auch heute brauche es „aufrechte Männer und Frauen, die sich nicht anpassen“, so Kardinal Kasper weiter. Die Gläubigen sollten in christlicher Freiheit für ihren Glauben einstehen, fügte er an. Der deutsche Kurienkardinal stand dem feierlichen Pontifikalamt in Lübeck vor. Die katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller waren gemeinsam mit dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink 1943 wegen ihres Widerstands gegen die Nationalsozialisten hingerichtet worden.

Rund 9.000 Teilnehmer
Seliggesprochen wurden am Samstag nur die drei Kapläne, da die evangelische Kirche diese Praxis nicht kennt. Stellbrink erhielt dabei aber ein ehrendes Gedenken. An der Feier vor der Lübecker Propsteikirche Herz Jesu nahmen rund 9.000 Menschen aus elf Nationen teil, darunter zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie etwa 20 katholische und vier evangelische Bischöfe.

Vorbild für Ökumene
Die vier Märtyrer seien auch Vorbild für die Ökumene: Die Spaltung der Kirchen widerspreche dem Willen Jesu und sei angesichts der großen Herausforderungen, vor denen Christen gemeinsam stünden, „ein Skandal“, hob Kardinal Kasper hervor. Er verwies auch darauf, dass Christen die weltweit am meisten verfolgte Religion seien.

Der „manchmal gerechtfertigten, sehr oft aber auch ungerechten Kritik“, die Christen in Deutschland erlebten, dürfe man nicht mit einem „angepassten stromlinienförmigen Kulturchristentum“ begegnen, so Kasper weiter. In der Glaubwürdigkeitskrise des Christentums seien „mutige Zeugen“ gefragt, die für den Aufbau einer christlich-humanen Kultur stehen, für die Würde des Lebens und gegen Krieg, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit eintreten. Kasper: „Das Christentum ist keine 'Wellness-Religion', und als Christ kann man nicht 'everybody's darling' sein wollen.“

Zeugen der Liebe Gottes
Der Leidensweg der vier Geistlichen sei beispielhaft für eine Ökumene der Märtyrer, erklärte der evangelische Bischof Gerhard Ulrich in einem Geistlichen Wort im Zuge der Seligsprechungsfeier. Die Christen heute dürften nicht müde werden in den Bemühungen, das Trennende zwischen den Konfessionen zu überwinden. „Auch bei allen weiter bestehenden Differenzen zwischen den christlichen Konfessionen kann gesagt werden: Das, was uns verbindet, ist stärker als das, was uns trennt“, so der Vorsitzende der Nordelbischen Kirchenleitung.

„Die vier Lübecker Märtyrer sind für mich von Jesus selbst selig Gesprochene“, sagte Ulrich. „Sie haben in einer Zeit, in der eine mörderische 'Wahrheit' von den nationalsozialistischen Machthabern verordnet worden ist, die christliche Wahrheit von der Liebe Gottes zu allen Menschen mit Wort und Tat bezeugt.“

Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, würdigte die Seligsprechung als „historisches Ereignis“, auch weil sie katholische und evangelische Gläubige gemeinsam begingen. „So eine ökumenische Feier ist einmalig in Deutschland“, so Carstensen. Nach dem Vorbild der „Lübecker Märtyrer“ sei es bis heute wichtig, sich über die Grenzen der Weltreligionen hinweg gegen Unrecht und Unterdrückung und für Freiheit und Menschlichkeit einzusetzen.

(rv/kap/kna/pm 25.06.2011 mg)







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