Die Eucharistie verpflichtet
zur Nächstenliebe. Daran hat Papst Benedikt XVI. bei der Fronleichnamsmesse am Donnerstagabend
in seiner Bischofskirche, der Lateranbasilika, erinnert. Zugleich wandte sich der
Papst in seiner Predigt gegen Vorstellungen, die Eucharistiefeier sei eine Art Zauber,
ein magischer Vorgang. Die Verwandlung der Substanz von Wein und Brot in Leib und
Blut Christi sei vielmehr das Ergebnis der Liebe Christi, die den Tod überwinde.
„Es
liegt nichts Magisches im Christentum. Es gibt keine Verkürzungen, alles führt durch
die bescheidene und geduldige Logik des Weizenkornes, das zerbricht, um das Leben
zu schenken, durch die Logik des Glaubens, der Berge versetzt mit der sanften Kraft
Gottes. Deshalb will Gott die Menschheit, die Geschichte und den Kosmos immer wieder
erneuern durch die Kette dieser Verwandlungen, dessen Sakrament die Eucharistie darstellt.
Durch das gesegnete Brot und den gesegneten Wein, in denen der Leib und das Blut Christi
tatsächlich gegenwärtig sind, verwandelt Christus uns, indem er uns zu ihm aufnimmt.“
Eucharistische
Frömmigkeit und soziales Engagement gehören zusammen, so Papst Benedikt weiter. Von
nichts anderem als von der Eucharistie her komme die tiefe Bedeutung der sozialen
Gegenwart der Kirche.
„Die Eucharistie verbindet mich nicht nur mit meinen
Mitmenschen, mit denen ich vielleicht kein besonders gutes Verhältnis habe, sondern
sie verbindet mich auch mit den fernen Brüdern überall auf der Welt. Wer in
der heiligen Hostie Jesus erkennt, der erkennt den leidenden Bruder, der Hunger und
Durst hat, der fremd, nackt, krank und im Gefängnis ist. Er achtet auf alle Mitmenschen,
er setzt sich konkret für sie ein.“
Christliche Nächstenliebe ist deshalb
nicht bloß ein auf den persönlichen Bereich begrenzter Auftrag, sondern beinhaltet
echtes gesellschaftliches Engagement, hob der Papst hervor.
„Gerade in
Zeiten der Globalisierung kann und muss das Christentum immer darauf achten, dass
diese Gesellschaft nicht ohne Gott aufgebaut wird, das heißt ohne die wahre Liebe,
ohne die das Chaos, der Individualismus, die Unterdrückung und der Kampf jedes gegen
jeden sich ausbreiten würden.“
An die Fronleichnams-Messe in der
Lateranbasilika schloss sich die traditionelle Prozession zur Papstbasilika Santa
Maria Maggiore an. Benedikt kniete auf einem Prozessionswagen vor dem Allerheiligsten.
Mehrere Tausend Priester und Ordensleute, Mitarbeiter der römischen Kurie und Mitglieder
Eucharistischer Bruderschaften nahmen an dem Zug teil.