2011-06-20 13:55:30

Frankreich/Vatikan: Guillotinierte Märtyrerin Rutan ist selig


RealAudioMP3 Als die Guillotine fiel, dachte sie an Gott. Die Märtyrerin Marguerite Rutan vom Orden der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul wurde zur Zeit der französischen Revolution hingerichtet, weil sie ihrem Glauben nicht abschwören wollte. Am Sonntag ist sie in Dax im Südwesten Frankreichs selig gesprochen worden, und zwar nach einem mehr als 100 Jahre dauernden Seligsprechungsprozesses. Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, leitete die Feier.

In den Jahren der französischen Revolution wurden aus vielen Kirchen Gefängnisse, und das Revolutionstribunal ließ auch die Köpfe von Schwestern und Priestern rollen, die als revolutionsfeindlich eingestuft wurden. Als es Schwester Rutan am 9. April 1794 treffen sollte, konnte die Ordensfrau auf ein reiches karitatives Werk zurückblicken: Rutan wirkte ab 1779 als Superiorin in einem Krankenhaus in Dax, eröffnete eine Schule und kümmerte sich um verlassene Mädchen. Obwohl Marguerite aus eher einfachen Verhältnissen stammte, war sie in den Genuss einer guten Ausbildung gekommen. Kardinal Amato fasst ihr Leben im Gespräch mit Radio Vatikan zusammen:

„Sie wurde am 23. April 1736 als achtes von 15 Kindern geboren, vier Jungen und elf Mädchen, in einer Arbeiterfamilie. Der Vater war ein unermüdlicher Arbeiter, der zum Architekten und Unternehmer aufstieg. Er bemerkte die Intelligenz seiner Tochter, lehrte sie Mathematik, geometrisches Zeichnen und die Regeln der Architektur – Dinge, die zur damaligen Zeit ganz sicher nicht für Frauen vorgesehen waren. Diese Vorsorge bereitete sie auf ihre zukünftigen Aufgaben als Ordensfrau vor.“

Unterbrochen wurde die vorzügliche Arbeit von Rutan und ihren Mitschwestern, die heute als Vorreiter des sozialen Handelns in Frankreich gelten können, zur Zeit des Terrors der französischen Revolution: Nach dem Vorwurf angeblichen Diebstahls wurde Rutan am Weihnachtsabend des Jahres 1793 angezeigt und verhaftet. An ihr tragisches Schicksal hatte auch der Papst am vergangenen Sonntag in San Marino erinnert. Er nannte Sœur Marguerite eine „leuchtende Zeugin des Glaubens für die Armen“. Kardinal Amato:

„Die Anklagen gegen sie, die allgemein und unbegründet waren, bezogen sich auf angebliche Sabotage der Revolution. Und zwar deshalb, weil es die Dienerin Gottes abgelehnt hatte, einen zivilen Schwur zu unterschreiben. Ebenso wies sie die Angabe zurück, sie habe im eigenen Krankenhaus einen Kaplan, der eben diesen Schwur geleistet und sich damit der Revolution treu ergeben gezeigt und dem Katholizismus zugleich abgeschworen hätte.“

Schwester Marguerite Rutan wurde am 9. April 1794 durch den revolutionären Gerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tag guillotiniert. Ein Jahr später bedauerte der Vorstand, dass diese Frau auf eine „unmenschliche Art und Weise aus unbekannten und noch immer zu erforschenden Gründen geopfert worden war“. Die erste Messe zu Ehren der neuen Seligen fand einen Tag nach der Seligsprechung an diesem Montag in Dax statt; anwesend waren unter anderem auch Vinzentinerinnen-Schwestern, die ihrer Mitschwester die Ehre erwiesen.

(rv/zenit 20.06.2011 pr)








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