2011-06-18 14:58:42

Vatikan: Missbrauchsprävention, Tagung im Februar


RealAudioMP3 Missbrauchsprävention auf hohem Niveau – die Päpstliche Universität Gregoriana plant für Februar 2012 ein Symposium zum Thema Missbrauch, Pädophilie und Kinderschutz. Die Tagung „Auf dem Weg zur Heilung und Erneuerung“ richtet sich an Bischöfe aus aller Welt und an die Verantwortlichen von Orden und kirchlichen Gemeinschaften. Das Treffen soll die Erstellung und Beachtung von Richtlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen in Bischofskonferenzen rund um den Globus unterstützen. Organisator der Konferenz ist Hans Zollner, Leiter des Instituts für Psychologie an der Päpstlichen Universtiät Gregoriana. Er sagte uns bei einer Pressekonferenz an diesem Samstag:


„Wir wollen als Päpstliche Universität helfen, dass die Kirche ihre eigene Verantwortung übernimmt. Und wir wollen, dass sie dies konsequent und konsistent tut. Wir können nicht dem Staat vorschreiben, welche Maßnahmen er ergreift. Im Übrigen ist die katholisch Kirche ja immer in dem Dilemma, dass sie für die Kirche weltweit, das heißt in 200 Ländern, sprechen muss, wo die Rechtsprechung sehr unterschiedlich ist, von einem Land zum anderen. Wir können ja in Deutschland zum Beispiel sehen, dass es keine Verpflichtung von Seiten des Staates gibt, einen Missbrauch anzuzeigen, wenn ein Therapeut oder andere Personen davon erfahren. In anderen Ländern, wie den USA oder Frankreich ist dies anders. Die Kirche muss hier eine Linie finden, wo sie einerseits generell sagt und einfordert, was sie erwartet von Seiten der Bischöfe und der Priester. Andererseits muss Sie respektieren, dass die zivile Rechtsprechung in vielen Ländern unterschiedlich ist.“


Das Thema Missbrauch und Schutz von Kindern und Jugendlichen soll auf dem Symposium interdisziplinär angegangen werden, neben der psychologischen und pastoralen Perspektive soll es auch zum Beispiel um juristische Fragen gehen. Der Vatikan rechnet mit etwa zweihundert Teilnehmern. Ziel des Symposions ist es auch, zur Vereinheitlichung der Vorgehensweisen bei Missbrauchsfällen in den einzelnen Diözesen beizutragen. Der Vatikan hatte ja jüngst erst neue Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch in der Weltkirche aufgestellt, die als Orientierung für die einzelnen Bischofskonferenzen dienen sollen.


Ein besonderes Projekt im Kontext des Symposiums ist ein Internetangebot zur Missbrauchsprävention, das die Gregoriana zusammen mit der deutschen Universität Ulm innerhalb der nächsten drei Jahre entwickeln will. Es handelt sich um ein so genanntes „E-Learning-Center“, in dem sich Bischöfe und Geistliche informieren können und praktische Tipps zur Prävention von Missbrauch und zum Umgang mit Missbrauchsfällen erhalten. Das bekannteste Projekt in Deutschland ist in diesem Zusammenhang das Beratungszentrum für Pädophile in der Berliner Charité. Hubert Liebhard von der Universität Ulm erläutert im Interview mit Radio Vatikan, dass die Anonymität des Internets nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Prävention wichtig ist:


„Das hat man bei der Plattform der unabhängigen Beauftragten für sexuellen Missbrauch in Deutschland, Frau Bergmann, gemerkt: dass die Anonymität eine ganz wichtige Rolle spielt, auch gerade bei der Hotline der katholischen Kirche. Die Anonymität hat es sehr gefördert, dass sich Opfer auch melden und offenbaren können. Das wird sicher auch für das E-Learning-Zentrum ein wichtiger Punkt sein, wer da teilnehmen wird.“


(rv 18.06.2011 cm/pr)








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