Missbrauchsprävention
auf hohem Niveau – die Päpstliche Universität Gregoriana plant für Februar 2012 ein
Symposium zum Thema Missbrauch, Pädophilie und Kinderschutz. Die Tagung „Auf dem Weg
zur Heilung und Erneuerung“ richtet sich an Bischöfe aus aller Welt und an die Verantwortlichen
von Orden und kirchlichen Gemeinschaften. Das Treffen soll die Erstellung und Beachtung
von Richtlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen in Bischofskonferenzen rund um den
Globus unterstützen. Organisator der Konferenz ist Hans Zollner, Leiter des Instituts
für Psychologie an der Päpstlichen Universtiät Gregoriana. Er sagte uns bei einer
Pressekonferenz an diesem Samstag:
„Wir wollen als Päpstliche Universität
helfen, dass die Kirche ihre eigene Verantwortung übernimmt. Und wir wollen, dass
sie dies konsequent und konsistent tut. Wir können nicht dem Staat vorschreiben, welche
Maßnahmen er ergreift. Im Übrigen ist die katholisch Kirche ja immer in dem Dilemma,
dass sie für die Kirche weltweit, das heißt in 200 Ländern, sprechen muss, wo die
Rechtsprechung sehr unterschiedlich ist, von einem Land zum anderen. Wir können ja
in Deutschland zum Beispiel sehen, dass es keine Verpflichtung von Seiten des Staates
gibt, einen Missbrauch anzuzeigen, wenn ein Therapeut oder andere Personen davon erfahren.
In anderen Ländern, wie den USA oder Frankreich ist dies anders. Die Kirche muss hier
eine Linie finden, wo sie einerseits generell sagt und einfordert, was sie erwartet
von Seiten der Bischöfe und der Priester. Andererseits muss Sie respektieren, dass
die zivile Rechtsprechung in vielen Ländern unterschiedlich ist.“
Das
Thema Missbrauch und Schutz von Kindern und Jugendlichen soll auf dem Symposium interdisziplinär
angegangen werden, neben der psychologischen und pastoralen Perspektive soll es auch
zum Beispiel um juristische Fragen gehen. Der Vatikan rechnet mit etwa zweihundert
Teilnehmern. Ziel des Symposions ist es auch, zur Vereinheitlichung der Vorgehensweisen
bei Missbrauchsfällen in den einzelnen Diözesen beizutragen. Der Vatikan hatte ja
jüngst erst neue Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch in der Weltkirche aufgestellt,
die als Orientierung für die einzelnen Bischofskonferenzen dienen sollen.
Ein
besonderes Projekt im Kontext des Symposiums ist ein Internetangebot zur Missbrauchsprävention,
das die Gregoriana zusammen mit der deutschen Universität Ulm innerhalb der nächsten
drei Jahre entwickeln will. Es handelt sich um ein so genanntes „E-Learning-Center“,
in dem sich Bischöfe und Geistliche informieren können und praktische Tipps zur Prävention
von Missbrauch und zum Umgang mit Missbrauchsfällen erhalten. Das bekannteste Projekt
in Deutschland ist in diesem Zusammenhang das Beratungszentrum für Pädophile in der
Berliner Charité. Hubert Liebhard von der Universität Ulm erläutert im Interview mit
Radio Vatikan, dass die Anonymität des Internets nicht nur für die Opfer, sondern
auch für die Prävention wichtig ist:
„Das hat man bei der Plattform
der unabhängigen Beauftragten für sexuellen Missbrauch in Deutschland, Frau Bergmann,
gemerkt: dass die Anonymität eine ganz wichtige Rolle spielt, auch gerade bei der
Hotline der katholischen Kirche. Die Anonymität hat es sehr gefördert, dass sich Opfer
auch melden und offenbaren können. Das wird sicher auch für das E-Learning-Zentrum
ein wichtiger Punkt sein, wer da teilnehmen wird.“