Ein positives Bild des Unternehmers hat Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone vor
Exponenten der Wirtschaftswelt gezeichnet, die sich zu einem zweitägigen Kongress
im Vatikan versammelt haben. Ein guter Unternehmer sei innovativ, gehe „über die Logik
des Profits hinaus“, ohne den Profit zu verneinen und diene dem Gemeinwohl. Der Unternehmer,
der sich der katholischen Soziallehre verpflichtet fühlt, müsse sich besonders in
zwei neuen Feldern engagieren, so Kardinal Bertone. Zum einen mahnte er „neuen Schwung“
an, um „die vielen Ausgeschlossenen in die Unternehmen, in die Wirtschaft und in den
Markt zurückzuholen“. Die andere große Herausforderung für Unternehmer sei heutzutage
die Verwaltung gemeinsamer Güter wie Wasser, Energiequellen oder das gemeinsame Kapital
der Staaten und Gemeinden. Ohne das Stichwort „Privatisierung“ zu nennen, sagte Bertone,
dass in einer komplexen Wirtschaft nicht einzig der Staat sich um solche gemeinsamen
Güter kümmern könne: „Für eine gesunde Verwaltung derselben brauche es „Unternehmer,
die nicht als einziges Ziel den Profit vor Augen haben“.
Hintergrund Mit
ethischen Fragen der Wirtschafts- und Finanzwelt beschäftigt sich vor dem Hintergrund
der aktuellen Schuldenkrise ein internationaler Kongress des Päpstlichen Rates für
Gerechtigkeit und Frieden, der am Donnerstag in Rom begonnen hat. Unter den Teilnehmern
sind außer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern sowie Theologen auch Vertreter
großer Bankhäuser wie der EZB, der HSBC und Goldman Sachs. Mitveranstalter des „Executive
Summit on Ethics for the Business World“ sind u.a. das „Fidelis International Institute“
der Legionäre Christi und die Päpstliche Akademie der Wissenschaften.
Zu den
Vortragenden zählt auch das EZB-Mitglied Lorenzo Bini Smaghi. Er warnte in seinem
Statement vor einer Schuldenstreckung gegenüber Griechenland. Es handle sich um ein
„solventes Land“, ein teilweiser Schuldenerlass wäre „ein verheerendes Signal“, so
der EZB-Banker im Vatikan, wie der Londoner „Telegraph“ in seiner Internetausgabe
berichtet.