Wenige Wochen vor
der geplanten Loslösung Südsudans vom Norden geht die sudanesische Regierung mit aller
Härte gegen Sympathisanten der Abspaltung vor. Kirchenvertreter und Menschenrechtsorganisationen
warnen angesichts anhaltender Kämpfe in der ölreichen Region Süd-Kordofan an der Grenze
zu Süd-Sudan vor einem neuen Krieg. Sie verurteilen Gewalt und ethnische Säuberungen
im Land.
„Was wir zur Zeit sehen, ist eine sehr brutale Politik des Nordsudan,
seine eigenen Grenzen zu sichern. Dafür scheint der Regierung im Nordsudan jedes Mittel
recht zu sein.“
Das sagt Eberhard Hitzler vom Lutherischen Weltbund im
Gespräch mit Radio Vatikan. Er ist Vizepräsident des „Ökumenischen Forums im Sudan“,
einem Zusammenschluss christlicher Kirchen und Entwicklungsorganisationen.
„Wir
befürchten Situationen ähnlich wie in Darfur, in denen es sich nicht nur um einen
Konflikt von bewaffneten Kräften handelt, sondern in denen gezielt auch die Bevölkerung
und Zivilisten, die der Opposition zugerechnet werden, die als südenfreundlich bezeichnet
wird, nicht nur diskriminiert, sondern verfolgt, getötet, gefoltert und eingeschüchtert
werden sollen.“
Nur durch den Druck der internationalen Gemeinschaft könne
eine humanitäre Katastrophe verhindert werden. UNO und Afrikanische Union müssten
die Feindseligkeiten stoppen und die Zivilbevölkerung schützen. In der Grenzregion
Süd-Kordofan seien geschätzte 300.000 Menschen vom Militär umlagert, mehr als 150.000
Menschen seien im Land auf der Flucht. Hitzler:
„Wir hoffen, dass genügend
Druck ausgeübt wird, um wenigstens die schlimmsten Gewalthandlungen zu reduzieren
oder völlig zu unterbinden. Das ist meines Erachtens eine Voraussetzung dafür, dass
wir überhaupt den Unabhängigkeitstag für den Süden erreichen.“
Der Süden
des Sudan will am 9. Juli seine Unabhängigkeit ausrufen. Die dortige Bevölkerung –
die meisten sind Christen oder Anhänger lokaler Glaubensrichtungen – hatte sich im
Januar in einem Referendum mit großer Mehrheit für die Loslösung vom überwiegend muslimischen
Norden entschieden. Die Volksabstimmung war Teil eines Friedensabkommens von 2005,
das einen mehr als 20 Jahre dauernden Bürgerkrieg beendete. „Die Unabhängigkeitserklärung
stellt sicher keinen Selbstläufer dar“, so Hitzler. Doch die internationale Gemeinschaft
müsse – wie die Kirchen – ein Interesse an Versöhnung und am Aufbau des Landes haben,
betont der Vizepräsident des „Ökumenischen Forums im Sudan“. Andernfalls sei die Region
am Horn von Afrika erneut gefährdet:
„Es muss allen Beteiligten klar sein,
dass ein Rückfall in gewaltsame Auseinandersetzungen den Frieden gefährdet und das
Land als solches gefährden und nicht voranbringen wird.“