Brasilien: Dokumentation über Verbrechen der Diktatur
Eine hochrangige Delegation des Weltrats der Kirchen in Genf hat bei ihrer Brasilienreise,
die am Dienstag begann, drei Archivkästen mit im Gepäck. Darin ist Material über Verbrechen
in der Zeit von Brasiliens Militärdiktatur, das der in Genf ansässige Rat von Ende
der siebziger bis Mitte der achtziger Jahre gesammelt hat. Kirchenmitarbeiter und
oppositionelle Anwälte hatten immer wieder Belege für Rechtsverletzungen des Militärregime
heimlich fotokopiert und von Brasilia über São Paulo außer Landes gebracht. Der Generalsekretär
des Kirchenrats, Olav Fykse Tveit, will das Material nun an die brasilianische Staatsanwaltschaft
übergeben. Die Unterlagen könnten dabei helfen, grundlegende Informationen zu ersetzen,
die aus den Akten des Militärgerichtshofs verschwunden sind. Unter den verschollenen
Dokumenten befinden sich Folterberichte politischer Gefangener samt der namentlichen
Nennung derjenigen Personen, die die Folter verübten. Die Akten sollen digitalisiert
und öffentlich zugänglich gemacht werden. Zu denen, die in den zwei Jahrzehnten der
Militärregierung Gerichtsakten sammelten und später veröffentlichten, gehört auch
der frühere Erzbischof von São Paolo, der deutschstämmige Kardinal Paolo Evaristo
Arns.