D: „Seliger Andritzki hat die Liebe Gottes erfahren“
Ostdeutschland hat
einen neuen Seligen: an diesem Pfingstmontag ist der im KZ Dachau ermordete Priester
Alois Andritzki seliggesprochen worden. Der 1914 geborene Andritzki gehörte als Sorbe
der slawischen Minderheit in Sachsen an. Seine Seligsprechung sei für die etwa 10.000
katholischen Sorben Anlass zu Selbstbewusstsein und mache deutlich, „dass Gott nicht
auf die Zahlen schaut“, sagte der Dresdner Bischof Joachim Reinelt dem Münchner Kirchenradio.
„Wir sind ganz glücklich, dass wir dieses Zeichen der Seligsprechung in
einer Zeit, in der der Glaube stärker herausgefordert ist als je zuvor, als Signal
in unsere Reihen weitergeben können. Andritzki, der nur 28 Jahre alt wurde, hat die
Liebe Gottes erfahren, mitten in der Hölle von Dachau.“
Bischof Reinelt
bemerke in Dresden ein großes Interesse an der Seligsprechung. Dies sei durch den
Evangelischen Kirchentag, der vor gut einer Woche in der sächsischen Landeshauptstadt
begangen wurde, sogar gefördert worden. Die Medien seien noch stärker auf religiöse
Themen ausgerichtet, deshalb passe der Zeitpunkt der Seligsprechung sehr gut.
„Es
zeigt sich sehr deutlich, dass die Gemeinden in Aufbruchsstimmung sind. Es ist eine
glückliche Erfahrung, wenn Andritzkis Schwester und sein Mitbruder Hermann J. Scheipers
noch leben, die diesen großartigen jungen Kaplan persönlich kennengelernt haben –
mit seinen Stärken und Schwächen, mit seiner Freude und mit seinen Schmerzerfahrungen,
dass sie noch in einer solchen Zeit dieses Zeichen der Seligsprechung mitfeiern können.
Das ist etwas Besonderes.“
Nach zwölfjährigem Seligsprechungsverfahren
erkannte Ende 2010 Papst Benedikt XVI. Andritzki, der im Konzentrationslager Dachau
durch eine Giftspritze starb, als Glaubensvorbild an. Zeit seines Lebens war Andritzki
als lebensfroher und unkonventioneller Priester bekannt, gleichzeitig aber auch als
entschiedener Gegner der Nationalsozialisten. Wegen Verstoßes gegen das sogenannte
„Heimtückegesetz“ verurteilten sie ihn 1941 in Dresden zu sechs Monaten Haft. Anschließend
kam er nach Dachau, wo er mit 28 Jahren starb. Sorben sind eine nationale Minderheit.
Sie leben in der sächsischen und brandenburgischen Lausitz.