2011-06-12 09:48:54

Vatikan: Ceija Stojka gibt nicht auf


RealAudioMP3 Beim Empfang für die Sinti und Roma am vergangenen Samstag im Vatikan durfte sie die Grußbotschaft an den Papst überbringen und sie vortragen: Ceija Stojka ist Roma und Schriftstellerin, sie wurde 1933 in Kraubath in der Steiermark geboren und hat Auschwitz, Ravensbrück und Bergen Belsen überlebt. Ihr Vater wurde im KZ Dachau ermordet. 1988 hielt Stojka ihre Kinderheitserinnerungen in dem Buch „Wir leben im Verborgenen“ fest. Auf die Frage, warum sie erst 43 Jahre nach ihrer Befreiung über das Thema geschrieben hat, sagt sie:

„Warum so spät? Es wurde immer nur über Juden gesprochen und auch über Politiker, die dieses Leid getragen haben, damals im Krematorium, bei der Vernichtung der Juden. Es steht ihnen zu, es ist ihr Recht, aber es wurden nicht nur Juden vernichtet. Man hat immer nur am Ende irgendwann eingeflochten, dass auch Zigeuner vergast und vernichtet wurden. Deshalb habe ich gesagt: Es rührt sich keiner, es gibt bei uns so viele Alte, aber da hat sich keiner herausgewagt, sie lebten im Verborgenen, haben ihre Kinder großgezogen. Kein Mensch wusste, wer sie sind. Aber es nützt nichts: Wir müssen diesen Weg gehen und an die Öffentlichkeit gehen, um nicht auf dieser schönen grünen Wiese zertreten zu werden.“

Cejia Stojka sagte in der Rede vor dem Papst auch, dass Sie keine gute Zukunft für die Roma und Sinti in Europa sehe. Im Interview erläutert sie, an welchen Erscheinungen in Ungarn und Österreich sie eine negative Entwicklung in der politischen Landschaft festmacht.

„Ungarn sollte aufhören mit seiner Angsttreibereien, mit diesen Menschen, die herumlaufen und die in die Siedlungen gehen der Rom, der Zigeunern eben, und ihre Angst verbreiten und gar töten. Diese Tendenzen muss die ungarische Regierung verhindern, wer soll es sonst tun?“

Cejia Stojka ist nicht nur Schriftstellerin und Künstlerin. Sie engagiert sich auch politisch und hat nach der Begegnung mit dem Papst konkrete politische Wünsche an Benedikt XVI.:

„Ich hoffe, dass der Heilige Vater seine Ohren jetzt spitzt und seine Augen öffnet. Nicht Wegschauen, Wegschauen ist das Allerschlimmste. Und dass eine Ordnung geschaffen wird, gleiches Recht für alle: nicht dass der eine zwanzig Euro bekommt, der andere hundert und wieder ein anderer siebzig. Und dann wird es noch geteilt. Und das Abschieben der Roma, auch das muss gestoppt werden!“

Die Schriftstellerin Ceija Stoijka bleibt also auch mit 78 Jahren kämpferisch. Und sie hat sicher noch alle Hände voll zu tun, denn Abschiebungen von Roma und Sinti gibt es nicht nur in Ungarn.
Auf Einladung der Diözese Rom und der Gemeinschaft Sant'Egidio sind an diesem Pfingstwochenende rund 1.400 Vertreter von Roma und Sinti aus ganz Europa in die „Ewige Stadt“ gekommen. Anlass ist der 150. Gedenktag der Geburt und der 75. Gedenktag des Martyriums des Seligen Ceferino Gimenez Malla (1861-1936), eines spanischen Rom. Im Anschluss an die Papstaudienz vom Samstag begaben sich die Wallfahrer zu einer Gebetswache in die römische Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel. Dabei wurde eine Reliquie des Roma-Patrons Ceferino im Gotteshaus deponiert. Weiterer Programmpunkt ist eine große Messe im Marienheiligtum „Divino Amore“ am Stadtrand von Rom. Hier wurde 2004 eine Freiluftkapelle für Sinti und Roma eingeweiht.

(rv/kap 11.06.2011 cm/pr)











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