Papst an syrischen Botschafter: „Nein zu Gewalt - Echte Reformen dringend nötig“
Papst Benedikt ruft
das syrische Regime zu echten Reformen und einer Abkehr von der Gewalt auf. Im Vatikan
empfing er an diesem Donnerstag den neuen syrischen Botschafter, der ihm – zusammen
mit einigen weiteren Botschaftern anderer Staaten – sein Beglaubigungsschreiben aus
Damaskus überreichte.
Jahrhundertelang sei Syrien „ein Modell der Toleranz,
des Zusammenlebens und der harmonischen Beziehungen zwischen Christen und Muslimen
gewesen“, so Benedikt XVI. Er hoffe „lebhaft“, „dass diese Koexistenz aller kultureller
und religiöser Komponenten der Nation weitergeht“. Allerdings: „Eine solche Einheit
lässt sich dauerhaft nur auf die Anerkennung der Menschenwürde bauen.“ Die „Stabilität
jeder Nation“ hänge davon ab – „Stabilität“ ist ein Schlüsselbegriff im Denken des
syrischen Regimes. Konflikte in der Gesellschaft seien, so der Papst, „durch Zuhören,
durch Dialog und Zusammenarbeit“ zu lösen. Von Panzern oder Ähnlichem sprach der Papst
nicht.
Papst Benedikt ging direkt auf den so genannten „Arabischen Frühling“
in Nordafrika und Nahost ein: „Ereignisse der letzten Monate in einigen Ländern, darunter
Syrien“ heißt das in der Sprache des Vatikans. Diese Ereignisse zeigten „den Wunsch
nach einer besseren Zukunft in den Bereichen der Wirtschaft, der Justiz, der Freihat
und der Teilhabe am öffentlichen Leben“. Sie zeigten darüber hinaus „die dringende
Notwendigkeit echter Reformen im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben“.
Zu den Reformversprechen, die Syriens Präsident Baschir al-Assad angesichts des Drucks
der Straße abgegeben hat, äußerte sich der Papst nicht. Es sei „allerdings sehr zu
wünschen, dass diese Entwicklungen ohne Intoleranz, Diskriminierung und Konflikt verlaufen
und erst recht ohne Gewalt, sondern in absolutem Respekt vor der Wahrheit, vor dem
Zusammenleben, vor den legitimen Rechten der Personen und Gemeinschaften und in einem
versöhnlichen Geist“. Die Behörden sollten „die Wünsche der Zivilgesellschaft“ ebenso
berücksichtigen „wie die Wünsche internationaler Instanzen“.
Benedikt XVI.,
der erst vor kurzem mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga und mit Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas gesprochen hat, ging auch auf „den Frieden in der ganzen Region“ ein:
„Um ihn voranzubringen, muss eine globale Lösung gefunden werden. Sie darf nicht die
Interessen einer Seite vernachlässigen oder gewaltsam durchgesetzt werden.“ Ein solches
Vorgehen „löst gar nichts“, „Teillösungen“ seien „ungenügend“, Friedensgespräche müssten
umfassend sein und „das Leiden aller Bevölkerungen“ berücksichtigen.