Papst Benedikt XVI.
hat seine Reise nach Kroatien beendet. Der bevorstehende EU-Beitritt Kroatiens und
die Familie als Keimzelle der Gesellschaft waren die herausragenden Themen des zweitägigen
Besuchs in Zagreb. Die Kirche Kroatiens rief der Papst zur Einigkeit auf. Den früheren
Primas von Kroatien, den Seligen Aloisius Stepinac, würdigte Benedikt als „furchtlosen
Hirten“ und Vorbild. Er habe „dank seines unerschütterlichen christlichen Bewusstseins“
dem faschistischen und kommunistischen Regime widerstanden. Zum Abschluss der Reise
betete der Papst am Sonntagnachmittag am Grab des seligen Kardinals.
Zusammenarbeit
zwischen Kirche und Staat Verglichen mit der Messe vor 400.000 Gläubigen
und dem großen Medienecho war der Abschied des Papstes aus Kroatien rein äußerlich
eher leise. Die Zeremonie am Flughafen wurde wegen schlechten Wetters abgesagt. In
der vorbereiteten Ansprache forderte Benedikt XVI. jedoch die „sachliche und nützliche
Zusammenarbeit“ zwischen Kirche und öffentlichen Einrichtungen. Die lebendige christliche
Tradition könne sich so positiv auf die Gesellschaft auswirken.
Versöhnung
zwischen Christen und Muslimen Dialog und Zusammenarbeit forderte Benedikt
XVI. auch innerhalb der Kirche. Nur so könne sie „den Schwierigkeiten unserer Zeit“
entgegentreten, sagte der Papst bei einem Gottesdienst mit Bischöfen, Priestern und
Ordensleuten am Sonntagnachmittag in der Kathedrale Zagrebs. Bischöfe und Priester
seien zum „Dienst der Versöhnung“ aufgerufen – Versöhnung „zwischen den getrennten
Christen und zwischen Christen und Muslimen“.
Vor allem Gemeindepfarrer sollten
angesichts des Priestermangels nicht den „Mut verlieren“, und „gemeinsam mit den Laien“
neue Wege der Evangelisierung finden – „und zwar aufeinander abgestimmt“ und ohne
die einzelnen Aufgaben „zu vermischen“.
„Menschlich betrachtet unerklärlich“ Klar
verurteilte Benedikt XVI. die Verfolgung der Kirche durch das kommunistische Regime.
„Die kroatischen Katholiken –speziell der Klerus – waren Gegenstand von Schikanen
und systematischen Übergriffen, deren Ziel die Zerstörung der katholischen Kirche
war.“ Die Kirche sei in dieser Zeit vereint geblieben: „Diese Einheit erklärt, was
menschlich betrachtet unerklärlich ist: dass ein so hartes Regime die Kirche nicht
hat bezwingen können.“
Das Martyrium von Kardinal Aloisius Stepinac bezeichnete
der Papst als „Höhepunkt der Gewalttaten“. Der frühere Erzbischof von Zagreb stand
bis zu seinem Tod 1960 unter Hausarrest. Die kommunistische Führung Kroatiens hatte
ihn wegen angeblicher Kollaboration mit dem faschistischen Regime zu 16 Jahren Haft
verurteilt. Im Seligsprechungsverfahren wurde von Vergiftung während der Haft ausgegangen.
Stepinac
„Anwalt Gottes“ Stepinac „heroisches Leben“ sei noch heute ein Vorbild,
sagte Benedikt XVI. am Sonntagnachmittag. Er sei ein hartnäckiger „Anwalt Gottes auf
diese Erde“ gewesen: „Gerade dank seines unerschütterlichen christlichen Bewusstseins
hat er es verstanden, jedem Totalitarismus Widerstand zu leisten. So wurde er in der
nazistischen und faschistischen Diktatur ein Verteidiger der Juden, der orthodoxen
Christen sowie aller Verfolgten und dann, in der kommunistischen Ära, ,Anwalt‘ seiner
Gläubigen, besonders der vielen verfolgten und getöteten Priester.“
Holocaustüberlebende
hatten das Gebet Benedikts XVI. am Grab von Kardinal Stepinac – wie schon die Seligsprechung
1998 – kritisiert. Historiker werfen Stepinac vor, im zweiten Weltkrieg zu den Massakern
an orthodoxen Serben, Juden sowie Sinti und Roma geschwiegen zu haben. Stepinac‘ Anwalt,
der Postulator im Seligsprechungsverfahren, Juraj Batelja, verweist im Interview mit
Radio Vatikan dagegen jedoch auf Predigten aus dem Zweiten Weltkrieg.
„Er
sagte, die katholische Kirche kenne weder eine Rasse der Herrscher, noch eine Rasse
der Sklaven. Zitat: Die katholische Kirche kennt nur die Rasse der Geschöpfe Gottes.
Wenn sie jemanden höher einschätzt als andere, dann weil er ein edleres Herz hat und
nicht die stärkere Faust. Das sagte Stepinac, als Zagreb unter deutscher Besatzung
stand und man für solche Sätze das Leben riskierte.“