An diesem Wochenende
reist Benedikt XVI. nach Kroatien – und die Vorbereitungen der Kirche dort sind geradezu
fieberhaft. Bischöfe und Priester wollen die Gelegenheit nutzen, um neue Schubkraft
für die Kirche zu bekommen... und vielleicht sogar fürs ganze Land. „Die Erwartungen
in Kroatien sind sehr groß. Kaum wurde die Papstreise offiziell angekündigt, haben
wir als Kirche auf Diözesenebene wie auf nationaler Ebene ein Vorbereitungsprogramm
gestartet. Jedes Bistum hat versucht, in sein Programm vor allem junge Leute und Familien
mit einzubeziehen.“ Das erzählt der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Josip Bozanic.
Er hat dafür gesorgt, dass Benedikt XVI. in der kroatischen Hauptstadt vor allem auf
Familien und Jugendliche treffen wird: eine Verjüngungskur für die Kirche. „Die
jungen Leute, die den Heiligen Vater treffen werden, sind in der Regel erst nach dem
Fall des kommunistischen Regimes geboren worden. Sie teilen also die Vorstellungen
und Gefühle der anderen Jugendlichen Europas – aber sie sind auch sehr sensibel für
die spirituellen Werte und die Initiativen der Kirche. Oft sind es heute die jungen
Leute, die das Leben in den Pfarreien beleben, mit Gebetskreisen oder Wallfahrten...“ Alle
zwei Jahre organisiert Kroatiens Kirche ein nationales Jugendtreffen, diesmal stößt
auch der Papst dazu. Das nationale Familientreffen hingegen wurde eigens für den Besuch
aus Rom arrangiert. Benedikt wird auf ein lebendiges Kroatien treffen, das in die
EU drängt: „Kroatien ist offen für die Europäische Union und bereitet sich auf
den Beitritt vor! Auch wir als Kirche sind offen dafür, weil Kroatien doch eigentlich
immer schon im Bannkreis europäischer Zivilisation gelebt hat. Uns sind die Schwierigkeiten
wie die Möglichkeiten völlig klar, die der Beitritt mit sich bringen kann. Uns geht
es um Austausch: Kroatien liegt in einer europäischen Region, in der es auch viele
Orthodoxe und Muslime gibt, es kann ein Ort des ökumenischen und des interreligiösen
Dialogs sein. Kroatien ist dazu berufen, Brücke in Europa zu sein.“ Sehr brückenhaft
klingt denn auch das Motto, das sich Kroatiens Bischöfe für den Besuch ausgedacht
haben: „Gemeinsam in Christus“. Leitbild in den nächsten Tagen wird die Figur des
Bekennerkardinals Alois Stepinac: Benedikt will am Grab des Seligen beten, der 1960
in einem Kerker des Tito-Regimes starb. „Für die Kirche in Kroatien ist Kardinal
Stepinac ein Modell der Treue zu Christus, zur Kirche und zum Heiligen Stuhl. Er war
ein wahrer Hirte: Er verteidigte die Rechte jedes Menschen und jedes Volkes, jedes
Verfolgten. Er stand mit seinem ganzen Leben für die christliche Hoffnung ein. Und
um nicht gegen sein Gewissen zu handeln, ging er bis zum Martyrium.“ (rv
02.06.2011 sk)