Rund 80 mutmaßliche Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche haben
gerichtliche Schritte gegen den Vatikan und Kirchenobere im eigenen Land eingeleitet.
Vorladungen des Gerichts in Gent seien auf dem Weg, sowohl an belgische Bischöfe als
auch nach Rom, erklärte der Opferanwalt Walter Van Steenbrugge am Mittwoch bei einer
Pressekonferenz in Brüssel. Papst Benedikt habe es „versäumt, persönlich zu intervenieren
und Anweisungen zu geben, wodurch die Missbrauchsfälle weitergehen konnten“. Die belgischen
Bischöfe hatten am Montag eine besondere Form von Schiedsverfahren beschlossen, um
Opfer anzuerkennen, ihnen die Würde wiederzugegeben und sie finanziell zu unterstützen.
In Belgien haben die in nahezu allen westlichen Ländern aufgedeckten Missbrauchsfälle
durch katholische Kleriker besonders drastische Formen angenommen. Vor einem Jahr
trat der Bischof von Brügge zurück, nachdem er öffentlich zugegeben hatte, zwei Neffen
missbraucht und sich dabei „nicht im Geringsten als Kinderschänder“ gefühlt zu haben.