2011-06-01 15:37:58

Zollitsch: Neuevangelisierung, die bleibende und zukunftsweisende Initiative des Papstes


An diesem Mittwoch ist – früher als geplant – die Vollversammlung des Rates zur Förderung der Neuevangelisierung zu Ende gegangen, zwei Tage intensives Beraten und austauschen darüber, die der christliche Glaube erneuert in der nicht mehr christlichen Welt verkündet werden kann. Österreich war von Kardinal Christoph Schönborn vertreten, Deutschland von Erzbischof Robert Zollitsch. Zollitsch sprach nach dem Treffen mit Journalisten über die Beratungen.

RealAudioMP3 Der Befund ist deutlich: Der Glaube und die Kirchenzugehörigkeit gehen auch in den vom Christentum geprägten Ländern der Erde stark zurück, die Welt wird säkularer. Dies ist eine neue Herausforderung für die Verkündigung des Evangeliums, die die ganze Kirche angeht, weswegen die ganze Kirche auch gemeinsam darüber nachdenken soll. Erzbischof Zollitsch:

„Darum bin ich Papst Benedikt dankbar, dass er diese Initiative ergriffen hat. Ich glaube, dass es eine der bleibenden und zukunftsweisenden Initiativen des Papstes sein wird, dass diese Sache jetzt weltweit in den Blick genommen wird.“

Zwanzig Bischöfe haben als Mitglieder der Vollversammlung teilgenommen. Zwei Tage wurde intensiv gearbeitet. Begonnen habe man mit dem Gedanken des Papstes in seiner Ansprache an die Versammlung am Montag: Der Glaube sei nichts Privates, kein Gewand nur für Festtage, sondern fähig, das Gute der Moderne in sich aufzunehmen und so das ganze Leben zu prägen.

„Und wenn es um das Gute der Moderne geht, dann spüren wir, worum es tatsächlich geht: Es geht um die Neuevangelisierung in den Ländern, die aus christlicher Tradition geprägt sind, und heute durch die Säkularisierung spüren, dass eine für uns völlig neue Situation da ist. Für uns ist jetzt wichtig, die Realität zur Kenntnis zu nehmen und dann zu schauen, was an Herausforderungen und Chancen auch in diesem Bereich für uns liegen. Darum sollte es bei dieser ersten Vollversammlung des Rates zur Neuevangelisierung gehen.“

Man habe in der Versammlung aber nicht nur das Negative der Säkularisierung zur Kenntnis genommen, so Zollitsch:

„Wir beobachten neben dieser fortschreitenden Säkularisierung und Entfremdung im Glauben andererseits aber auch eine Suche nach Transzendenz, nach dem Ganzen, nach der Fülle, nach dem Sinn und der Bestimmung des eigenen Lebens. Wir können wir den Menschen eine starke und fundierte Wertung für das Leben aus dem christlichen Glauben vermitteln? Die Umfragen zeigen, dass der Glaube an Gott nicht tot ist. Im vergangenen Jahr wurde ja bei uns in Deutschland festgestellt, dass immerhin in Ost und West zusammen 81 Prozent der Menschen sagen, dass sie an Gott glauben. Damit ist das noch nicht unbedingt der Glaube an den christlichen Gott, aber es ist ein Ansatzpunkt für die Neuverkündigung des Evangeliums.“

Das Ziel der Verkündigung der Gottesbotschaft müsse sein, anderen Menschen die Möglichkeit zu denselben Erfahrungen zu geben. Die Internationalität sei dabei ein entscheidendes Moment:

„Mir ist in den Beratungen hier in diesen Tagen noch einmal verstärkt klar deutlich geworden: Eine Kirche, die nicht Weltkirche sein will, die sich ihrer weltkirchlichen Bezüge nicht bewusst ist und nicht aus dem lebt, was sie in der ganzen Fülle haben kann, die steht in Gefahr, zum Provinzialismus zu werden.“

Im Hintergrund bei den Beratungen dabei war auch immer die Bischofssynode im Oktober 2012, Papst Benedikt hatte entschieden, diese zum Thema der Neuevangelisierung zu veranstalten. Diese und andere Blicke in die Zukunft prägten die Überlegungen, so Zollitsch:

„Die jetzige Sitzung des Rates hatte auch die Aufgabe, die Vollversammlung der Bischofssynode im nächsten Jahr vorzubereiten, diesem Thema gewidmet ist, um dann auch zu schauen, wie das, was jetzt von den Lineamenta da ist - die Darstellung dessen, was die Aufgabe ist – wie das weiterverarbeitet und weiterentwickelt werden soll, hin zu einer Art Werkbuch für diese Bischofssynode. Es wird natürlich auch die Frage kommen, welche Rolle die Medien spielen. Das hat in den Diskussionen ein sehr großes Gewicht gehabt, weil einerseits die Frage ist, was über die Medien rüber kommt, und wie wir auf die ganz neuen Medien zugehen.“

Was genau wäre dann ein Erfolg des Evangelisierungsrates und der Neuevangelisierung überhaupt?

„Ich kann Wünsche formulieren, ich kann aber schlecht sagen, an welchen Zahlen wir den Erfolg sehen werden. Für mich wäre es zum Beispiel ein wichtiger Erfolg, wenn ich in der Öffentlichkeit und auch in unseren Gemeinden spüren würde, dass wir daran interessiert sind, den Glauben weiter zu geben; wir sind viel offener und gastfreundlicher, wenn neue Leute kommen. Ich hoffe, dass dann viele Menschen spüren: die Kirche ist interessiert an uns und möchte uns diese Botschaft weitergeben, wir sind willkommen.“

Letztlich sei aber auch diese Initiative nichts rein menschliches, sondern Teil der Kirche, Teil des Willens Gottes für die Menschen.

„Er verlangt unsere Anstrengung, und zu der sind wir bereit.“

(rv 01.06.2011 ord)







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