Eine dramatische Szene
beschäftigte den Papst an diesem Mittwoch: Vor den Pilgern seiner Generalaudienz dachte
er über den Tanz der Israeliten um das Goldene Kalb nach. Anlass war seine Katechesen-Reihe
über das Gebet – und diesmal stand Mose im Mittelpunkt.
„Mehrfach erzählt
die Bibel davon, wie Mose mit Gott von Angesicht zu Angesicht, wie zu einem Freund,
redete. Bei vielen Gelegenheiten trat er mit seiner Fürbitte für die einzelnen wie
für das ganze Volk ein. So ist er ein Vorausbild geworden für den einen „Mittler zwischen
Gott und den Menschen, den Menschen Jesus Christus“ (1 Tim 2, 5), der am Kreuz für
uns alle vor den Vater hingetreten ist und für uns vor ihm steht.“
„Die
vielleicht dramatischste Begebenheit, in der Mose als Fürsprecher auftritt, haben
wir am Fuße des Berges Sinai“, so Benedikt XVI. Gemeint ist der Moment, in dem Mose
von Gott die Zehn Gebote empfangen hat und nun wieder vom Sinai hinuntersteigt zu
seinem Volk.
„Aber das Volk war des Wartens müde geworden - sie sagten
sich: Wir wissen gar nicht, wo der hingekommen ist. Wir sind jetzt allein in der Wüste.
Sie sind müde eines unsichtbaren Gottes, den man nicht sehen kann, der ferne und unbegreiflich
bleibt; sie wollen einen greifbaren Gott, einen, der zu ihnen passt und an den sie
sich halten können. Und so gießt ihnen Aaron das goldene Kalb als ein Gott, der da
ist, den sie sehen und anschauen können... der zu ihnen passt."
Im Zorn
wollte der Herr das treulose Volk daraufhin vernichten, erinnerte Benedikt an die
entsprechende Erzählung aus dem Buch Exodus.
„In diesem Augenblick
lernen wir, was Gebet ist: Mose appelliert an die Güte Gottes, des Retters und Garanten
des Lebens. Er appelliert an Gott gegen Gott und sagt: Du kannst doch das nicht tun,
dein Volk, das du herausgeführt hast, vernichten... zerstören, was du selbst begonnen
hast. Deine Verheißung zunichte machen. Mose ringt im Gebet mit Gott, damit in Gott
das Erbarmen sichtbar wird, das uns umformen kann.“
Ein Fürbittgebet für
die anderen, das aber – so betonte Benedikt XVI. – letztlich auch Mose selbst bereichert
hat:
„Mit seinem Gebet, in dem er die Einheit mit dem Willen Gottes suchte,
drang er immer tiefer in das Geheimnis Gottes ein, der das Erbarmen wollte und der
auf das Wort wartete, das um Erbarmen bittet. Die erbarmende Liebe Gottes tritt durch
den Menschen in die Geschichte der Menschen ein, und sie tritt letztlich durch den
Sohn Gottes ein, der für uns Mensch geworden ist, der sich das Herz durchstechen liess,
sich töten und gleichsam vernichten liess, um uns zum Leben zu bringen.“
Der
„vertraute Umgang des Mose mit dem liebenden und treuen Gott soll auch uns ein Vorbild
sein“ – das wünschte der Papst seinen Zuhörern aus dem deutschen Sprachraum.