Afghanistan: Pax Christi fordert Abzug der westlichen Truppen
Auch nach dem Selbstmordanschlag und den Luftangriffen mit zivilen Opfern vom Wochenende
hält die deutsche Bundesregierung an ihrer Strategie für Afghanistan fest. Im Interview
mit dem Kölner Domradio fordert der Vizepräsident der katholischen Friedensbewegung
Pax Christi, Johannes Schnettler, erneut einen Abzug der Truppen. Wenn der Krieg so
weiter gehe, werde es auch in Zukunft zivile Opfer geben, so Schnettler:
„Aus
zivilgesellschaftlicher Perspektive ist es nötig, die Kritik an diesem Krieg zu wiederholen.
Seit zehn Jahren wird versucht, mit militärischen Mitteln die Gewalt in Afghanistan
einzudämmen, wir erleben aber eine ständige Steigerung dieser Gewalt mit immer wieder
neuen dramatischen Ereignissen mit zivilen Opfern. Von daher kann die Perspektive
aus westlicher Sicht nur lauten: Friedensverhandlungen, Einleitung eines Truppenrückzugs
und Beendigung des Krieges in Afghanistan.“
Auf ihrem Gipfeltreffen in
Lissabon will die Nato die Weichen für einen schrittweisen Abzug westlicher Militärs
aus Afghanistan stellen. Bis 2014 will die internationale Schutztruppe „Isaf“ die
Verantwortung für die Sicherheit an die afghanische Armee und Polizei übergeben. Auch
wenn die einheimischen Truppen nur begrenzt in der Lage seien, für Ordnung zu sorgen,
sei dies notwendig, um einen dauerhaften Konflikt zu vermeiden, so Schnettler. Allein
sei es mit allein innerer Sicherheit für Afghanistan nicht getan:
„Ganz
wesentlich wird eine Agrarreform sein, um die Bauern auf eine zivile Produktion von
Gütern zu lenken und sie aus der Abhängigkeit des Mohnanbaus zu befreien.“
Im
November 2011 soll auf einer politischen Konferenz in Bonn das weitere Vorgehen am
Hindukusch beraten werden. Für Schnettler kann es dort nur um eines gehen:
„Es
muss um einen konkreten Abzug der Truppen gehen, es darf kein Zeitfenster nach oben
hin geben, sondern es muss ganz klar gemacht werden, dass wir diese zivile Aufbauhilfe
jetzt in Angriff nehmen. Wir brauchen konkrete Unterstützung und Finanzzusagen und
eine Stabilisierung der Infrastruktur, um den Leuten im Land eine Perspektive zu eröffnen.“
Die
zivilen Helfer sollen trotz der am Wochenende getöteten Soldaten nicht abgezogen werden,
bekräftigte derweil der deutsche Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel. Die Entwicklungserfolge
vor Ort seien groß. Über die Freigabe der zweiten Hälfte der Hilfsmittel 2011 will
der FDP-Politiker im Sommer entscheiden.